6805100-1972_02_11.jpg
Digital In Arbeit

„La Boheme“ geglückt

Werbung
Werbung
Werbung

In dem nicht gerade umwerfenden Spielplan schien wieder einmal Puccinis Oper auf und das Publikum hatte Gelegenheit „La Boheme“ mit früheren Inszenierungen zu vergleichen. Daß diesmal der Sieg dem Trio Filzwieser (musikalische Leitung), Evangelatos (Regie) und Kralj (Bühnenbild) zufiel, steht fest, denn kaum je zuvor bekam Klagenfurt von seinem Stadttheater so überzeugend vorgestellt, was sich in Murgers „Szenen aus dem Leben der Boheme“ vorfand. Man lebte und starb und erlitt zugedachtes Schicksal im Großstadtformat. Unter dem lenkenden Stab Filzwiesers blühten die Klänge der Partitur auf, aus der formenden Hand Evangelatos' erwachte die Handlung in der Kontrastwirkung überschäumende Beweglichkeit — verhaltenes, inniges Liebes- und Todesgeschehen. Und wenn auch der eigenwillige Grieche einige Uber-raschungen beschwor, wenn er Marcel sich im Cafe Momus die Fußnägel schneiden ließ oder den Übermut der Künstler und des Volkes hart an die Übertreibung branden ließ, man nahm es ohne Widerspruch, weil es einleuchtend dem Ganzen diente. Dazu das in jeder Hinsicht schöne, milieuechte und stimmungsbeschwörende Bühnenbild von Mattflios Kralj, der sich hier selbst übertraf und die Atmosphäre der unter freiem Himmel gestellten Mansarde ebenso hervorzauberte wie die winkelige

Umwelt des Quartier Latin. In der jungen Marta Nagy war eine innige, reine Mimi präsent, im Rudolf des Jose Maria Perez ein Rudolf, der seine Chancen nützte. Ein sehr guter Marcel (Wolfgang Schellenberg), ein mit solidem Baß bedachter Colline (Corneliu Solovastru) und ein diskreter Sehaunard (Ferdinand Radovan) — sie alle, im Spiel vorzüglich gelenkt, trugen zum Erfolg entscheidend bei, an dem zu Recht die „hauseigene“ Victoria Sackville als Musette partizipierte. Die gut besetzten kleineren Rollen, die in Vortrag und bewegter Anteilnahme sicher geführten Chronisten und Statisten fügten sich ambitioniert einer Inszene ein, die sich das Stadttheater als Ruhmesblatt in seine Chronik einlegen darf. Man wird weit zurückgehen müssen, um eine so geglückte „Boheme“ aufspüren zu können, eine Behauptung, die durch den mehr als starken Applaus nachdrücklich bestätigt wurde.

• In Frankreich ist der jährliche Kinobesuch pro Einwohner mit 3,6 praktisch unverändert, ebenso in Italien mit 10,5 Besuchen 1969 und 10,4 Besuchen 1970. In Belgien stieg der jährliche Besuch von 3,0 im Jahre 1969 auf 3,3 im Jahre 1970.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung