Wer in diesen Tagen durch die Straßen des Stadtteils Meah Schearim in Jerusalem geht, sieht überall in Hausgärten und auf Baikonen schön gestaltete Laubhütten, die innen mit Früchten und Girlanden geschmückt sind. Es ist unübersehbar, daß Sukkot gefeiert wird. Zur Zeit, als in Jerusalem der Tempel noch bestand, pilgerte man in die Heilige Stadt. Sukkot ist neben Ostern und Pfingsten eines der drei Wallfahrtsfeste. Das Fest dauert eine Woche, vom 15. bis zum 21. Tischri.
Die Bibel (Dtn 16,13) spricht von diesem Fest als Erntefest: „Das Laubhüttenfest sollst du sieben Tage lang feiern, nachdem du das Korn von der Tenne und den Wein aus der Kelter eingelagert hast.“ Das Fest erinnert aber vor allem an den Auszug der Kinder Israels aus Ägypten. So ist an diesem Fest aktuell, was die Bibel (Lv 25,40-43) damit verbindet: „... damit eure kommenden Generationen wissen, daß ich die Israeliten in Hütten wohnen ließ, als ich sie aus Ägypten herausführte.“
So ist das Dach dieser Hütten auch nach oben offen und läßt den Blick zum Himmel frei. Es waren keine festen Häuser, in denen das Volk auf der Wanderschaft lebte. Der heutige Festbrauch sieht vor, daß man während der sieben Tage, die das Fest dauert, die Mahlzeiten in der Suk-ka (= Laubhütte, Mehrzahl = Sukkot) einnimmt.
Zum Festbrauch gehört auch ein Umzug in der Synagoge, bei dem Lulav (= Palmzweig mit Myrten und Bachweidenzweigen) und Etrog (eine Zitrusfrucht) in der Hand gehalten werden. Dieser Brauch stammt aus der Zeit des Zweiten Tempels, als bei der Prozession der Brandopferaltar Umschriften wurde. Wenn oft lange in den Abend hinein die Lieder der in den Laubhütten beisammensitzenden Familien zu hören sind, dann spürt man, wie sehr Feste und ihre Feier Menschen prägen und einem tiefen Bedürfnis entgegenkommen.
Bisherige Beiträge zu jüdischen Festen erschienen 1987 in den FURCHE-Nummern 38, 39 und 40.
