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Leben zuerst

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Fast illusionslos ist die Dichtung von Elfriede Haslehner-Götz, so einfach, so ohne jede falsche Scham; auch ohne dunkle Metaphern. Hier geht es allein um die Liebe. Die Bilder sind aus dem Leben gegriffen. Mann und Frau stehen da, in ihrem Widerspruch, in ihrer tiefen Auseinandersetzung, selten in Harmonie. Kein Wunder also, daß Liebe als „Illusion / eines Waffenstillstandes / von kurzer dauer / im krieg / der geschlechter“ bezeichnet wird. Trotzdem: Es könnte nie genug Liebe und Zärtlichkeit geben.

Von ihrem Vater hat die Dichterin gelernt, „vor menschen zu fliehn / ins gebirge“. Die Berge wären immer dieselben, „weiß unter blauem himmel / oder grau / unter ziehenden wölken / wuchtig zerklüftet / oder rosig zerfließend / im dunst“, wie das Leben an sich. Und „reiner ist oben die luft / weiter der blick“. Keine Angst vor dem „kommenden winter / es schmilzt / zu früh gefallener Schnee.“

„Leben UND schreiben“, zugreifen, dichten, das Leben lieben, und auch den Schmerz, immer wieder beginnen: so lautet, unausgesprochen, das Programm. Und doch steht Leben im letzten höher als Kunst. Wer ein Gedicht in sich fände, schreibe es lieber nicht nieder: er möge es leben.

SCHNEE IM SEPTEMBER. Von Elfriede Haslehner-Götz. Verlag G. Grasl, Baden bei Wien 1988. 64 Seiten, öS 90,-.

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