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Lettische Poesie

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Wüßte man es nicht, so könnte man es vielleicht erahnen, daß diese Dichtung nur an den nebeligen Buchten der Ostsee beziehungsweise in den endlosen Wäldern des Baltikums entstehen konnte. In der Nähe von Biga 1956 geboren, beweist die Lettin Amanda Aizpuriete einmal mehr, daß die Wurzel der Volkspoesie -ganz im Herderschen Sinne -durchaus noch die Gegenwartsdichtung zu nähren weiß. Aizpuriete veröffentlicht hiermit eine erstmals in deutscher Sprache erscheinende Sammlung von 70 Gedichten, welche einem einigermaßen den Atem verschlägt.

Alltag und Mythos sind in diesem Sprachkunstwerk zu grundlegend Neuem gestaltet worden, sodaß einem um die Zukunft der Lyrik nicht mehr bange werden muß. Diese poetischen Tiefenschnitte in die stets gefährdete Existenz und fragwürdige Zeit sind Anrufe des Seins. Formal zumeist geglückt treffen diese Gedichte mitten hinein in das zweifelnde Herz der Dichtkunst (nicht nur in dieses!): „Verirrt die lang erhoffte Liebkosung. / Stimmt: wo / der Stern begraben, quiemt das Gras. / Stimmt: erfüllen wird sich / der alte Fluch. / Meine Worte stärker als ich.” So verliert man nicht die Hoffnung auf das sinnstiftende Wort.

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