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Literarische Fundstücke

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Die großformatige Wiener Literatur-,.Zeitschrift für brauchbare Texte und Bilder" namens „Wespennest", herausgegeben von einem sechsköpfigen Redaktionkollektiv um Walter Famler, erscheint vierteljährlich und widmet die Ausgabe 89 neben einem lesenswerten Interview mit Stephan Hermlin unter dem Titel „Aus dem Leben eines Kommunisten" zwei literarischen Schwerpunkten: „Walter Benjamin 1892-1940" und „Literatur aus Portugal".

Aufschlußreich sind die kinemato-graphischen Kriterien der Sinnes-Fragmentierung, Entfremdung, Schockwirkung, Kollektivreaktion, Krise und Erneuerung zu einem Gemeinschaftserlebnis in Walter Benjamins Film- und Wahrnehmungsäs-thetik, die der niederösterreichische Autor Siegfried Kaltenecker in fünf Splittern mit dem Titel „Ich aber bin entstellt von Ähnlichkeit mit allem, was hier um mich ist" literarisch hinterfragt. Ein deutschsprachige Premiere im portugiesischen Teil sind drei unveröffentlichte Gedichte von Fernando Pessoa, die der sensualistische Idylliker Alberto Caeiro, einer seiner vier Heteronyme, über Franz von Assisi geschrieben hat. Im zweiten Gedicht, übersetzt von Curt Meyer-Cla-son, heißt es da: „Ich möchte genügend Zeithaben./Umangarnichtszu denken,/Um mich nicht einmal am Leben zu fühlen,/Um mich nur in den Augen der anderen gespiegelt zu wissen."

Bei den Gedichtbeispielen der portugiesischen Poeten Antonio Ramos

Rosa, Eugenio de Andrade und Her-berto Helder handelt es sich um einen vielversprechenden Vorabdruck einer überfälligen Anthologie mit moderner lusitanischer Poesie nach Fernando Pessoa, die unter dern Titel „Portugiesische Lyrik des 20. Jahrhunderts" im Mai bei dtv erscheinen wird.

WESPENNEST. Heft 89. Herausgegeben von Walter Famler u. a. Wien 1992. 96 Seiten, öS 90,-.

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