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Lob der Beobachtung

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„Er beobachtete und wußte, auch er wurde beobachtet“: eine Erfahrung, mit der sich der deutsche Lyriker Karl Krolow in zwanzig Betrachtungen auseinandersetzt. Es geht ihm dabei viel weniger um den Gegenstand, der der Observation ausgeliefert ist, als vielmehr um die Observation selbst, mit der er den Beweis gegen das Nichts antritt.

Die Fähigkeit zur exakten Beobachtung, die einen genauen Blick, aber auch eine Willensanstrengung und Beharrlichkeit voraussetzt, scheint immer mehr zu verkümmern, die oberflächliche Betrachtung dagegen zu einem bestimmenden Merkmal der Gegenwart geworden zu sein. Mit dieser Verarmung bringt sich . der Mensch um das Erlebnis einer Entdeckungsreise in das zunächst als unbedeutend Empfundene, das schließlich aber das Uberraschende neuer Einsichten und Erkenntnisse bereithält. Plötzlich wird ein Ziel sichtbar, wird ein Ziel erreicht, das es im Augenblick des Aufbruchs nicht gab.

Karl Krolow überzeugt den Leser davon, daß die Wege vom Äußeren ins Innere voll Spannung sein können und daß es sich lohnt, sie bis zu Ende zu gehen, daß sich eine Ahnung von Belebung einstellt selbst dort, wo keine mehr erhofft wird, eine Ahnung von Wahrheit, wo sie nicht gesucht wird.

IN KUPFER GESTOCHEN. Von Karl Krolow. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt 1987. 120 Seiten, kart., öS 154,50.Akt humaner Denkhilfe; die kurzen Wutausbrüche sind mit Heiterkeit zu tragen.

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