Tnter der schönen Stukkatur von Ferdinand Oxenbauer aus dem Jahre 1725 im Augustiners aal des Chorherrenstiftes Klosterneuburg versammelte sich Anfang Juni eine interessierte Zuhörerschaft - die Wiener Germanisten gehören offensichtlich nicht dazu -, um am schon zur Tradition gewordenen internationalen Symposium über „Prager deutschsprachige Literatur zur Zeit Kafkas“ teilzunehmen. Besonders erfreulich ist die Tatsache, daß diesmal nahezu die Hälfte der Vortragenden aus Prag gekommen war, jener Stadt, die als „Treibhaus“ und „Insel“ in die Literaturgeschichte eingegangen
Am 21. Juni 1938, vor fünfzig Jahren, wurde im Waldviertel eine der ungeheuerlichsten Aussiedlungsaktionen des Jahrhunderts eingeleitet. Rund siebentausend Menschen des Döl-lersheimer Ländchens mußten ihre Häuser verlassen, um in des Führers Ahnengau die Errichtung eines Truppenübungsplatzes zu ermöglichen, der sich als idealer Ausgangspunkt für Hitlers Einmarsch in die Tschechoslowakei erweisen sollte.Obwohl bereits nach dem' Kriegsende die Wiederbesiedlung der verlorenen Heimat beschlossen wurde, kam es bis heute nicht dazu. Nachdem die sowjetische Besatzungsmacht jahrelang auf dem
Osterreich wird durch zwei Neuerscheinungen am Büchermarkt daran erinnert, daß es nicht nur im Jahre 1938, sondern auch zwanzig Jahre davor eine entscheidende Zäsur in seiner historischen Entwicklung erfahren hat. Die beiden Bücher verdanken wir Alexander Friedrich Rosenfeld, nach zwei amtlichen Namensänderungen Roda Roda genannt.Er wurde entgegen immer noch hartnäckig verbreiteten Falschmeidungen in Drnowitz in Mähren und nicht im slawoni-schen Zdenci geboren, wo er lediglich seine Kindheit und Jugendzeit verbrachte—am liebsten hoch zu Roß und schon früh entschlossen, statt ein
Recht von Herzen sei Ihnen gedankt, daß Sie mich so tief in Ihr Wesen, in Ihren Zustand hineinsehen lassen“, schreibt Goethe an den Berliner Maurer- und Baumeister, Komponisten und Musikpädagogen Carl Friedrich Zelter, der ihn „Mein süßer Freund und Meister! mein Geliebter, mein Bruder!“ nennt.Die Musik ist zwar erster Anlaß für den Beginn des gleichermaßeninteressanten wie rührenden Briefwechsels und zentrales Thema - Zelter vertont mit Begeisterung Goethes Lieder und nimmt unverkennbaren Einfluß auf dessen Musikverständnis —, aber keineswegs das einzige dieser
Uber die nicht nur von Frauenrechtlerinnen immer wieder zitierte Simone de Beauvoir gibt es trotz unzähliger Veröffentlichungen und Dissertationsarbeiten über die Philosophin „mit dem männlichen Verstand“ noch Neues und Interessantes zu berichten, wie ihre erste Biographie beweist. Sie schildert nicht nur das sehr bewegte Leben der gleichermaßen bewunderten wie gehaßten Rebellin, die vom „Willen zum Glücklichsein“ beseelt ist, sie erhellt auch die gesellschaftspolitischen Hintergründe jener Epor che, in der der oft mißverstandene Existentialismus geboren wurde.Vollkommene
Eine Schwiegermutter bedroht eine Ehe — das kommt vor. Um dieser Gefahr zu entgehen, ziehen Alexandra und Bob aufs Land, wo sie sich in einer einsam und idyllisch gelegenen Mühle eingemietet haben. Doch die Illusion vom einfachen Leben jenseits des Großstadtlärms wird bald zerstört. Die Dorfbewohner erzählen, daß ein Fluch über der Mühle liegt, der jeden ins Verderben stürzt.Gepeinigt von den sich häufenden Schrecknissen, von der Begegnung mit einem geheimnisvollen Mann und von dem unerklärlichen Autounfall ihrer Freunde, versucht sie, dem unheimlichen Rätsel auf die Spur zu
„Er beobachtete und wußte, auch er wurde beobachtet“: eine Erfahrung, mit der sich der deutsche Lyriker Karl Krolow in zwanzig Betrachtungen auseinandersetzt. Es geht ihm dabei viel weniger um den Gegenstand, der der Observation ausgeliefert ist, als vielmehr um die Observation selbst, mit der er den Beweis gegen das Nichts antritt.Die Fähigkeit zur exakten Beobachtung, die einen genauen Blick, aber auch eine Willensanstrengung und Beharrlichkeit voraussetzt, scheint immer mehr zu verkümmern, die oberflächliche Betrachtung dagegen zu einem bestimmenden Merkmal der Gegenwart geworden zu
Die von der deutschen Sprache längst und unfreiwillig verlassene literarische Landschaft an der Moldau war vom 1. bis 3. Juni zum ersten Mal seit 22 Jahren wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Auf Einladung der Franz Kafka-Gesellschaft berichteten Wissenschafter über ihre Forschungsergebnisse zum Thema „Prager deutschsprachige Literatur zur Zeit Kafkas“.Der Generalabt des gastgebenden Augustinerchorherrnstifts Klosterneuburg, Gebhard Kober- ger, begrüßte die Symposionsteilnehmer mit dem Dank, den die Kirche dem größten aller Prager Dichter schulde, weil er „auf die
Mit dem Wandel der Zeit ändern sich auch die Ansprüche an das Schulbuch. Ein Blick auf die Entwicklung der Schulbücher zeigt, daß sich unbestechliche moralisch-pädagogische Verantwortung erst langsam durchsetzen konnte. Daß die Ubereinstimmung des Schulbuches mit dem Lehrplan und Lehrstoff, mit didaktisch-methodischen Grundsätzen und wirtschaftlichenAspekten schwierig ist, bezweifelt niemand. Daß aber die Bedürfnisse all jener, für die das Schulbuch in erster Linie gedacht ist, am wenigsten berücksichtigt werden, gibt zu denken — auch den befragten Schülern.Auffallend ist die
Woran liegt es, daß das Gewissen der Völker — „beunruhigt durch das unerklärliche Noch-immer-Existieren des Juden“, den sie „vernichtet, verbrannt, verkommen glaubten“ — immer wieder aufflammt?Jakob Wassermann, berühmt geworden durch seine Romane „Die Juden von Zirndorf“ (1897), „Caspar Hauser oder die Trägheit des Herzens“ (1908), „Das Gänsemännchen“ (1915), „Christian Wahnschaffe“ (1919) sowie durch die Trilogie „Der Fall Maurizius“ (1928), „Etzel Andergast“ (1931) und „Joseph Kerkhovens dritte Existenz“ (1934) ist zeitlebens auf der Suche nach
Hermann Gail ist keiner von jenen, welche durch provokante Äußerlichkeiten ihre Distanz von der Norm glaubhaft machen wollen. Auffällig zur Schau gestelltes Außenseitertum macht sich verdächtig, nicht Ausdruck eines persönlichen Lebensstils, sondern ein Täuschungsmanöver zu sein - es ist lächerlich und berührt peinlich..Wer Hermann Gail kennengelernt hat, spürt, daß dieser Mann aus natürlicher Zurückhaltung bescheiden und unauffällig ist. Es fehlt ihm an schauspielerischem Talent und an einem dynamischen Stimmvolumen - das mit rauchigem Timbre und oft zu leise oder undeutlich
Horst Günther nimmt den 250. Geburtstag Gotthold Ephraim Lessings zum Anlaß, den deutschen Moralisten und Spracherneuerer ins Gespräch zu bringen-ein Anliegen, das angesichts verkrampft-verzweifelter Versuche, neue Wege in der Literatur zu finden und bestehende Wertbegriffe immer wieder in Frage zu stellen, Beachtung finden sollte.Die im vorliegenden Almanach veröffentlichten Auszüge aus Gesprächen und Stellungnahmen von Zeitgenossen zu seiner Person und seinen Werken, der Briefwechsel mit Vertretern der Aufklärung und insbesondere mit seiner späteren Frau Eva König bestätigen, daß