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Luxemburger ohne Luxus

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Franz Lehärs „Graf von Luxemburg“, nach der „Lustigen Witwe“ wohl die erfolgreichste Operette aus der Frühzeit des Komponisten, erlebte am 12. November 1909 im Theater an der Wien ihre Uraufführung. Das bewährte Librettistenteam Willner und Bodanzky hatte das Buch von dem verschwenderischen Grafen Rene und seiner Scheinehe mit der Sängerin Angele Didier verfertigt, als glänzende Komikerrolle, dem berühmten Max Pallenberg auf den Leib geschrieben, wurde ein Fürst Basil und als operettenpflichtgemäßes Buffopaar der Maler Armand und seine kleine Freundin Juliette beigemixt. Die nach erprobter Schablone zurechtgeschneiderte Handlung hat Lehär mit einer seiner besten Operettenmusiken, mit echten Schlagern wie dem Walzer „Bist du's, lachendes Glück“, den zwei reizenden Duetten garniert, nicht zu vergessen das Entreelied des Rene.

Zu dem Bemühen das Raimundtheaters, den „Grafen von Luxemburg“ in einer möglichst erfolgreichen Premiere herauszubringen, hat die musikalische Leitung unter Herbert Mogg und das sauber, aber wie immer zu laut spielende Orchester nach Kräften beigetragen, wenngleich mancherlei Tempodivergenzen zwischen Bühne und ihm nicht zu überhören waren. Wenig einfallsreich war die Regie Wilfried Steiners, der sich aus Inszenierungsverlegenheiten durch allzu häufige Heranziehung des Balletts salvieren wollte. Von Ferra Windberger hat man schon bessere Ausstattungen gesehen, gelungen dagegen waren Gerdagos elegante Kostüme.

Die in den Frauenrollen gute Besetzung hatte ihre Hauptstütze in

Katja Usunow als Angele Didier, die manchmal mit der Stimme einer Operndiva paradierte, auch in Spiel und Aussehen ausgezeichnet wirkte; als quicklebendige, auch gesanglich sehr erfreuliche Soubrette präsentierte sich Jona Horvath, Marianne Schönauer fand sich mit der dem Fürsten Basil Alterstrost spendenden Gräfin Kokozow gut zurecht. Die schwache Seite der Premiere ging von Ernst Schütz aus, der als verschwenderischer Luxemburger zuwenig Leben ins Spiel brachte, mit seinem in der Höhe quetschig-engen Tenor sehr enttäuschte. Kurt Lie-derer bildete als flotter Maler Armand die Ergänzung des Buffo-paares, ausgezeichnet Hans Peter Kmsa als Operettenblödler vom Dienst in der Rolle des Basil. Zufriedenstellend in Chargen die Herren Schubert, Reif, Nowack und Böhmer. Es war eine Premiere, die diesmal nicht als die beste Einleitung der Saison gelten kann.

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