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Lyrik ohne Weihrauch

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Es gibt auch heute noch eine christliche Literatur, die nicht auf Erbauliches oder Zuckergußpoesie beschränkt bleibt. Dies zeigte sich vergangene Woche bei der Verleihung der Preise an die Gewinner des „Wettbewerbs für christliche Lyrik", den der Verlag Styria gemeinsam mit der FURCHE 1983 veranstaltet hatte.

Jeder der sechs Preisträger hatte in seinen Gedichten, aus denen er in der Feierstunde eine kleine Auswahl vortrug, auf einen direkt kirchlichen Bezug und auf jede Weihwasserromantik verzichtet, und vor allem jene Fragen aufgegriffen, die den Menschen heute in seinem Suchen nach Gott beschäftigen. Prägnant und komprimiert wurde auszudrücken versucht, was uns alle angeht: Markus Jaroschka, Ilse Leiten-berger, Gabriele Markus, Christa Peikert-Flahspöhler, Gerhard Rössler und Rudolf Weilha-rtner haben mit ihren Texten bewiesen, daß die Aufklärungswelle von 1968 ausrollt und der „Acker der christlichen Literatur", wie es der Münchner Germanist Werner Ross in seinem Festvortrag ausdrückte, „wieder trägt."

Es ist nichts Triumphales in diesen Texten, sondern im Gegenteil, Einfachheit, Betroffenheit und die wachsende Einsicht, daß auch Zeichen und Symbole ihre Bedeutung haben. Die christliche Literatur befindet sich in einer „Dämmerstunde in der Hoffnung auf Morgenrot" meinte Werner Ross und — nach dem Ergebnis dieses Wettbewerbs zu schließen — ist es ein frohes Hoffen.

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