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Machtlose Kirche?

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Der Politikwissenschaftler Thomas Gauly untersucht in seiner Studie die Macht und den Einfluß der katholischen Kirche auf die Politik in der BRD vom Zweiten Weltkrieg bis zur Revolution von 1989. Aufgrund eines umfangreichen, großteils unveröffentlichten Quellenmaterials aus Partei-Archiven und der Kirche zeichnet der Autor die wechselvolle Geschichte der Katholiken, ihren Macht-anspruch und Machtverlust nach.

Die empirische Analyse dokumentiert die innere Krise der Kirche, die trotz einer verbliebenen äußeren Macht dazu führen könnte, daß sich die Katholiken am Ende des zweiten Jahrtausends auf dem Weg in die völlige Bedeutungslosigkeit befinden. Voraussetzungen, um dieser Entwicklung gegenzusteuern, sind aus der Sicht des Politologen etwa, „daß der Dialog über Macht und Machtanspruch innerhalb der Kirche (...) offen geführt wird; daß sich die Kirchenführer auf demokratische Strukturen einlassen (...), daß drittens die theologische wie faktische Stellung der Laien, insbesondere der Frauen, grundlegend überdacht wird".

Auch der ehemalige Chefredakteur der „Evangelischen Kommentare", der Theologe Eberhard Stammler, geht der Frage nach, ob die Volkskirche noch zu retten ist. Der Autor greift die kritischen Prognosen zur Zukunft der Kirche auf, weist aber in seinen Überlegungen über sie hinaus, in dem er die Erinnerung an den ersten Pfingst-tag wachhält und daraus die Vision eines Christentums entwickelt, das nicht mehr die Stütze der alten gesellschaftlichen Institutionen braucht, weil in seinen erneuerten Gemeinden eine glaubwürdige Gemeinschaft Geborgenheit anbieten kann.

KATHOLIKEN. MACHTANSPRUCH UND MACHTVERLUST. Von Thomas M. Gauly. Bouvier Verlag, Borui 1992. 474 Seiten, öS 452,40.

KIRCHE OHNE VOLK? Christen am Ende des Jahrtausends. Von Eberhard Stammler. Pendo Verlag, Zürich 1992. 204 Seiten, öS 202,80.

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