Nach den beiden Romanen, die im lateinamerikanischen Raum eine Millionenauflage erzielt haben, liegt nun von Isabel Allende ein Buch mit unverkennbar autobiographischen Zügen vor.
Der Lebenslauf der Ich-Erzählerin Eva Luna, Tochter eines Indios und eines Dienstmädchens, die sich schon als Siebenjährige selbständig durchbringen muß,1 • weist zwar keinerlei Ähnlichkeit mit den Lebensumständen von Isabel Allende, der Nichte des 1973 ermordeten Präsidenten, auf. Doch just durch diese Verlagerung in ein Milieu, in welchem noch das Urwaldraunen nachhallt, schafft sich die Autorin Freiraum und Stimmung, um ihT ren innersten Wesenskern ganz zu entfalten: unverwüstliche Daseinskraft, eine rebellische Beharrlichkeit, die unbändige Lust an der Identifikation nicht nur mit Frauen unterschiedlichster Wesensart, sondern mit allem Lebendigen.
Einem solchen Naturtalent des Fabulierens gilt alles Wirkliche nur als Rohstoff, aus dem das Mögliche, das Letzt-Mögliche herausgeholt werden kann.
EVA LUNA. Von Isabel Allende. Aus dem Spanischen von Liselotte Kolanoske. Suhr-kamp Verlag, Frankfurt 1988. 392 Seiten, öS 296,40.