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Mantel-Performance

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„Center Parting - Ein Labyrinth in Bewegung", so nennt sich die bewegliche Installation des international tätigen Künstlers Jim Whi-ting, mit der sich der neue Wiener Veranstaltungsort StadtRaum Remise in der Öffentlichkeit vorstellt. Ein Labyrinth in Bewegung, was ist das?

Das ist schwer zu sagen, auch nach dem Besuch dieser Veranstaltung. Denn in der Remise bewegt sich kein Labyrinth, sondern Mäntel. Diese hüpfen entweder unvermittelt'in Richtung Dek-ke der hohen Halle oder sie bewegen sich - von Drahtseilen herabhängend - durch den Raum. Ermöglicht wird dies durch eine Konstruktion, die ähnlich funktioniert wie ein Schlepplift, nur ziehen statt der Beförderungsbügel eben Mäntel ihre Bahnen. Begleitet von orien-talischer Musik.

Dazu wird die Remise von Scheinwerfern beleuchtet, die - abgesehen von einigen intensiven Lichtkegeln - den Raum in einem Halb- oder Noch-Weniger-Dunkel lassen.

Aus diesem Grund fallen auch die „kopflosen" Figuren, die gemeinsam mit den Zuschauern die Halle durchwandern, nicht sofort auf. Ebensowenig wie die Grabkreuze, die an eine der Wände im hinteren Teil des Veranstaltungsraumes gelehnt sind oder die Schwarz-Weiß-Fotos, die schräg vis ä vis davon an der gegenüberliegenden Wand hängen.

Im Grunde erinnert das ganze an eine Geisterbahn, in der es allerdings mehr an Schaurig-Schönem gibt als ein paar Kopflose, Grabkreuze und anstreifende Textilien. (Und der Eintritt dorthin kostet ungefähr ein Fünftel dessen, was für eine Karte in die Remise verlangt wird.)

Übrigens: Der Hinweis auf dem Plakat, man möge sich dem „Guide" (wenn man ihn findet) anvertrauen, „sonst könnten sich die Forschungsreisenden - tastend, stolpernd, lachend - hoffnungslos verlieren", ist absolut emstzunehmen. Einerseits der bereits beschriebenen Lichtverhältnisse wegen und andererseits wegen der Schienen, Kabel auf dem Boden.

Eine andere Möglichkeit, Stolpern oder Koliisionen zu vermeiden ist, sich schlicht und einfach den Wänden entlang zu bewegen, denn die Mäntel fahren auf ihren Drahtseilbahnen nämlich nur im Zentrum der Halle.

Über innovative Veranstaltungsformen und - vorsichtig ausgedrückt - über die künstlerische Qualität der Installation kann man geteilter Meinung sein. Schade aber ist, daß die vielversprechend klingenden Vorstellungen der für die Remise verantwortlichen Organisation, des Vereins „StadtRaum Remise - Verein zur Förderung stadtplanerischer und stadtkultureller Aktivitäten" bei der Eröffnung nicht umgesetzt werden konnten. Schwerpunkte wie Architektur und Stadtplanung; Kunst mit öffentlichem, räum- und kommu-nikationsbezogenem Charakter; Musik und Medienprogramme außerhalb der festgefahrenen Kategorien sowie Festwochenproduktionen und Vermietung an „innovative Initiativen" verheißt der Pressetext. Der Veranstaltungsort Remise böte dafür außergewöhnliche Möglichkeiten.

Da könnte mehr in Bewegung geraten als ein paar Mäntel.

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