7216295-1992_50_15.jpg
Digital In Arbeit

Maria Lassnig: Geräusche auf Papier

Werbung
Werbung
Werbung

Wer bisher meinte, starkes Vogelgezwitscher, Hundegebell oder der Lärm eines Staubsaugers ließen sich nicht darstellen, kann sich von Maria Lassnig beziehungsweise deren Zeichnungen und Aquarellen eines besseren belehren lassen. In fast Notizen zu nennenden Arbeiten verwandelt sie jeweils einen Moment ihres Lebens in sichtbare Zeichen. Sie selbst dazu: „Die Zeichnung ist dem Augenblick am nächsten. Jeder Augenblick hat nur eine Möglichkeit."

Konfrontiert mit ihrer Überlegung, jede Zeichnung sei ein verhindertes Ölbild („denn ich wiederhole keine

Zeichnung auf einem Ölbild"), gibt es keine bessere Möglichkeit, Art und Weise des Fühlens, Denkens und Umsetzens der Künstlerin zu erfahren, als eben diese Zeichnungen auf sich einwirken zu lassen. Es gelingt ihr, nicht nur Aussagen über sich selbst zu machen, sondern auch einen ironischen Humor über sich selbst zu entwickeln, der erstaunlich ist. Wer das widerliche Geräusch des lärmenden Haushaltsgerätes kennt, kann über das Blatt „Die wohltuenden Geräusche des Staubsaugers" schmunzeln. Lassnig hat sich eine innere Freiheit erarbeitet, die es ihr gestattet, mit Leichtigkeit scheinbar aus der Vogelperspektive auf das Leben zu schauen, doch nicht, um der Welt zu entfliehen, sondern um einen besseren Überblick zu haben, der all denen verwehrt ist, die sich aus den Niederungen nicht lösen können. (Bis 30. Jänner 1993)

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung