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Meister der Metamorphose

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Was Ovid für das lateinische Altertum gewesen, das ist für die österreichische Gegenwartsliteratur Peter Marginter, nämlich: ein Meister der Metamorphose. Ein poetischer Verwandlungskünstler.

Seiner Phantasie entspringen allerlei seltsame Kunstfiguren, die, von transformatorischen Sprungfedern bewegt, mit artiger Eleganz ihre Schicksalspfade durch den dichten Garten der Romanhandlung beschreiten. Unterwegs treiben sie zudem so manche amüsante oder amouröse Spiele mit den just nicht alltäglichen Möglichkeiten der menschlichen Selbstverwirklichung.

Solches ereignet sich, wie natürlich, auch in Marginters neuem Buch. Engelbert Kronidis, ein sehr sympathischer Kurgast und Wurstfabrikant, hat einen Traumurlaub für zwei Personen im Wirtshaus „Zu den schönsten Aussichten“ gewonnen. Während er dort auf ein sagenhaftes Mädchen namens Moira wartet, bringt er seine merkwürdigen Memoiren zu Papier. Ach, er hat Sonderbares erlebt! Das fatale Ende eines treuen Pflegeschweins, Triumphe und Niederlagen eines taubenzüchtenden Generals a. D., Tunnelgrabungen seines Vaters, Maskenfälle seines Bruders Johann-Jean. Ach, er hat Wunderliches erfahren! Anmutige Absichten, wagemutige Abstecher, graziöse Aventuren, gravitätische Aktionen, und am eigenen Leib: literarisches Lob und ländliche Liebesgunst.

Alles aber ist kräftig durchwirkt von physischer und psychischer Mutationslust, also von Marginters künstlerischem Lebenselixier.

ZU DEN SCHÖNSTEN AUSSICHTEN. Von Peter Marginter. Amalthea Verlag, München-Wien 1978, öS 157,-.

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