Hildegard Goss-Mayer ist eine Gesprächspartnerin, die nur hin und wieder ein Stichwort braucht, um dann ganz aus sich heraus die Faszination ihrer Idee des gewaltlosen Widerstands zu vermitteln. Helmut Waldert tat sich leicht, nicht unterbrochen von Höreranrufen, seinen Gast erzählen zu lassen, berichten von ihren Gesprächen mit Helder Camara, analysieren, wo überall in unseren westlichen Systemen und Strukturen Gewalt verborgen ist. Vermeidbare Gewalt? Auch wer nicht in jedem Detail an die Durchführbarkeit dieser Ideen glauben kann, wird sich dem Zauber dieser Persönlichkeit nicht entziehen können.
Wolf In der Maurs Kreation „Von Tag zu Tag“ war kürzlich mit Hildegard Goss-Mayer ein neuer Höhepunkt beschieden. An den rund 300 Nachmittagen, an denen seit dem Oktober 1977 die Fanfare ertönte, wurden Gäste vorgestellt, von denen „man“ gerade aus irgendeinem Anlaß sprach -präsentiert im Gespräch, in dem sie weit weg von den üblichen Phrasen politischer Interviews als Menschen vor den Zuhörer traten. Als Menschen, die von ihrer jeweiligen Aufgabe erfüllt und bereit waren, sie auch ihrer Umwelt mitzuteilen.
Sicherlich waren nicht alle gleich faszinierend wie die Wiener Pazifistin. Aber ob der Spielwarenhändler, der das Kriegsspielzeug verteidigte und die Aggression zu bekämpfen aufforderte, oder der Wünschelrutengänger, der seine Kunst wissenschaftlich und doch allgemeinverständlich darlegte, ob die Dame von der Bahnhofsmission oder die Biographin des Kronprinzen Rudolf - kundig geleitet vom jeweiligen Gastgeber wurden Mensch und Aufgabe eins.
Sicherlich vermögen auch nicht alle Gastgeber in gleicher Sicherheit aufzutreten. Sicherlich sind auch die Einblendungen von Anrufen eine zweischneidige Angelegenheit. Alles in allem aber ein Paradestück des Hörfunks, zu dem nur die Anregung beigesteuert sei, während des Gesprächs gelegentlich den Namen des Gastes zu wiederholen und in der Absage auch den des Interviewers zu nennen, um auch jenen Hörern das Bild abzurunden, die erst während der Sendung einschalten können.
