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Mentale Bremse

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Österreichs Repräsentant ging als totaler Außenseiter ins Rennen und wurde den Erwartungen voll gerecht. Also besteht überhaupt kein Grund für Trauer.

Außerdem hätte ein besseres Abschneiden beim „Eurovisions Song Contest 1987“ auch kein überwältigendes Renommee bedeutet. Wer den europäischen Gesangswettbewerb am Samstag um 21 Uhr in FS 1 einfach nicht abdrehen konnte, der mußte einfach zum Schluß kommen: Unter Blinden ist der König immer noch ein Einäugiger.

Dennoch war’s keine verlorene Zeit, die Standortbestimmung der europäischen Unterhaltungsszene mit musikalischen Ambitionen mit-zuerleiden. Die mediale Selbstdarstellung des Veranstalterlandes Belgien war eine interessante Erfahrung.

„Was wäre, wenn…?“ kann nur eine hypothetische Frage bleiben, da es Österreich schon lange Jahre mit Erfolg geschafft hat, sich um die Austragung des „Song Contests“ zu drücken, die unweigerlich mit einem Sieg zusammenhängt.

Aber das Bild, das Osterreich den europäischen Fem-sehhaushalten bieten würde, wäre mit Sicherheit ganz anders. Dafür bürgen schon unser Selbstverständnis und unsere Mentalität.

Mikroelektronik, Arbeitswelt, ja sogar ein Bagger im Bild, das ist doch nichts, womit man Eindruck schindet. Das Arbeitsleid möglichst zu minimieren und dann ganz in seiner Freizeit aufgehen, lautet die reine Lehre.

Wen wundert es dann, daß wir noch immer mit Sängerknaben, Lipizzanem und Riesenrad identifiziert werden.

Eine Verbindung zwischen technisch-industriellen Spitzenleistungen und kulturellästhetischer Tradition, wie sie von den Belgiern gemixt wurde, haben eben auch ihre mentalen Voraussetzungen.

Und wir haben die Folgen. Siehe VOEST, etc…

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