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Mit Herz

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„Wir lassen uns den Seifert nicht nehmen“, protestierte das Prager Fernsehen gegen den Nobelpreis eines Autors, den man jahrelang übergangen oder zensuriert hatte. Mag dies auch ausgepichte Heuchelei sein, so wird niemand in Abrede stellen, daß der Nobelpreis zu den wenigen Mögüchkeiten gehört, dem derzeitigen starren System in der Tschechoslowakei einen Haarriß beizubringen.

Was aber hat der westliche Leser davon? Viel, denn auch wir brauchen Jaroslav Seifert, einen Dichter, der bekennt: „Ich gehöre zu den treuen Anbetern eines der schönsten Mythen unserer Welt. Ich glaube an den Mythos des Weibes. Die Frauen (heute) haben ihren unsichtbaren Heiligenschein abgelegt und frisieren sich anders. Schade!“

Und weil man im deutschsprachigen Bereich Autoren ähnlicher Gefühlswelt übergeht oder belächelt, ist es gut, daß diese humanistischen Werte über den tschechischen Nobelpreisträger wiederum Ansehen erlangen.

Von dieser Literatur geht Wahrheit und Liebe aus, wie wir sie auch in Seiferts Lyrik finden.

Sprache ist da kein Experimentierfeld phonetischer Mechaniker. Wir verspüren den Atem eines Geistes, der die Sprache liebt, weil sie „Liebesleute leichter zum Küssen bringt“.

ALLE SCHÖNHEIT DIESER WELT. Von Jaroslav Seifert. Nachwort von Gabriel Laub. Albrecht Knaus Verlag, München 1985. 413 Seiten, Ln., öS 232,50.

DER REGENSCHIRM VOM PICCADIL-LY. Von Jaroslav Seifert. Schneekluth-Ver-lag, München 1985.168 Seiten, Ln., öS 202,80.

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