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Mit Rußlands Pathos

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Leos Janaceks „Katja Kabanowa", diese Kleinstadtbürger-Tragödie nach Ostrowskij, gibt sich in der Grazer Oper als großes pathetisches Musikdrama in der Nähe antiken Tyrannen-Theaters. Regisseur Christian Pöp-pelreiter verbannt jeden Anflug von Naturalismus zugunsten eines expressionistischen, hochdramatischen Stilrituals, das durch großräumige Gruppierungen, viel Statisterie und starke Farbsymbolik beeindruckt. Jörg Koßdorffs Bühne ist halb Gefängnis, halb Burggraben, dessen schräge Wände zu heftiger Vertikalbewegung herausfordern. In diesem düsteren Hohlweg wird die tragische Auseinandersetzung zwischen der Kleinstadt-Zarin und ihrer unglücklichen Schwiegertochter sozusagen öffentlich abgehandelt: eine Inszenierung, die sich gut verträgt mit den dramatischen Ausbrüchen von Janaceks Musik.

Gelegentliche Aufhellungen der Düsternis durch grellrote oder schneeweiße Farben und durch skurrile Randfiguren erleichtem die gespannte Anteilnahme des Publikums. Niksa Bareza dirigiert mit Sachkenntnis; Angelique Burzinskys Katja läßt stimmlich einiges zu wünschen übrig. „Katja Kabanowa" ist als erster Teil eines Grazer Janacek-Triptychons gedacht; „Broucek" und „Jenufa" sollen folgen.

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