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Modeliteratur

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Die Literatur hat so ihre Moden. Im Rhythmus von Frühjahrs- und Herbstmessen pflegen bestimmte Sujets über die wehrlose Rezensentengemeinde hereinzubrechen. Dabei werden meist schon bestehende Bedenken gegen das Abschlägem von Nutzholz zwecks Papiergewinnung bestätigt. Eine dieser derzeit wieder hoch in Druck stehenden Moden ist die nicht nur für den Schreibenden mühevolle Erinnerung an die eigene Kindheit.

Ein Paradebeispiel für diese zumeist überflüssige Gattung ist das Buch „Die Schrift vom Speicher" von Klaus Modick. Es ist ein Buch voll germani-stik-geschulter Gelehrtheit, langweilig und geschwätzig. Daß der Autor offenbar meint, ein guter Satz in einem Roman sei erst dann ein guter Satz, wenn er mindestens fünfzehn Zeilen lang ist und nicht unter vier Verschachtelungsebenen besitzt, erhöht den Lesegenuß zusätzlich. Dieser Mann hat nichts zu erzählen, aber das hält er - im Gegensatz zum Leser - immerhin 180 glücklicherweise in großer Schrift gedruckten Seiten lang durch.

DIE SCHRIFT VOM SPEICHER. Von Klaus Modick. Frankfurter Verlagsanstalt, 1991.180 Seiten, öS 249,60.

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