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Modellkloster

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(Landesmuseum Bregenz, bis 10. April) Die amerikanischen Architekturgeschichtler W. Horn und E. Born haben nach jahrzehntelanger Forschung aufgrund des St. Galler Klosterplans das anschauliche Modell eines karolingischen Musterklosters gebaut, das derzeit im Vorarlberger Landesmuseum zu sehen ist.

Das 819 auf der Insel Reichenau entstandene Pergament — übrigens der einzige erhaltene Bauplan zwischen Spätantike und frühem 12. Jahrhundert — ist zu verstehen als visuelle Auflistung aller „officina“ — Werkstätten für Geist und Hände —, die eine Klo stermauer nach Benedikt von Anianes Reform umschließen sollte. Selbst an Hühnerturm und Fenchelbeet ist gedacht.

Was die „Regula Benedicti“ nur andeutet (gerade das macht sie als Regel so brauchbar), wird hier systematisiert. Die wichtigsten Bauelemente, etwa die Mönchsklausur (um den Kreuzgang, der südlich an die Kirche anschließt) oder Pilger- und Gästehäuser (rechts und links vom Eingang), gehören zum Grundbestand benediktinischen und zi- sterziensischen Bauens bis ins Barock und darüber hinaus.

Weiters interessant: Novizen und Kranke haben auf dem Abt Gotbert von St. Gallen gewidmeten Plan eigene, symmetrisch angeordnete Kreuzgänge und eine eigene Kirche. Der Idealplan, der dem in Bregenz ausgestellten, vielleicht etwas zu „niedersächsisch“ geratenen Architekturmodell zugrunde liegt, wurde in. St. Gallen selbst wenigstens in einem Punkt Wirklichkeit: Die zentrale Basilika hat heute noch die Maße des frühen 9. Jahrhunderts.

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