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Moderne Sklaven

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Daß Herausgeber und Mitautor Thomas Prader gleich zu Beginn just Ulrike Meinhof als Kronzeugin für die Achtung der Menschenwürde, der Grund- und Freiheitsrechte zitiert, könnte manchen davon abhalten, das Buch weiterzulesen. Und natürlich ist auch anderes in der Diktion gefärbt, daher „auch ein Buch der Grünen Alternative".

Was freilich an Fakten und Fallbeispielen zur Asyl- und Migrationspolitik in Österreich auf 160 Seiten zusammengetragen wurde, hat es auch so in sich. Daß die zynischen Paragraphen des neuen Asylgesetzes (FURCHE 49/1992) nicht nur in ihrer sehr theoretischen Aneinanderreihung unmenschlich sind, sondern wirklich so angewendet werden, zeigt etwa der Fall von Walter S. vom Juli 1992, dessen Asylbescheid - sogar im Faksimile - dokumentiert wird. Daß etwa ein Fall von Gewalttätigkeit ausländischer Kinder gegen Mitschüler vom Vizepräsidenten des Wiener Stadtschulrates, Herbert Rudolph (FPÖ), tagesaktuell zum Fressen für die Medien gemacht wird, obwohl weder Polizei noch Schule noch Schulbehörde vom „schrecklichen" Vorfall wissen. Wie denn auch: der Fall lag vier(!) Jahre zurück und wurde längst, sogar gerichtlich korrekt, abgeschlossen - mit einem Freispruch und einer nur geringfügigen bedingten Strafe.

Das Buch will ein Kontrapunkt zur (vor-)herrschenden Stimmung sein. Dafür hätte es freilich gar keiner tendenziösen Untertöne bedurft - weil die Fakten da für sich sprechen.

MODERNE SKLAVEN. Asyl- und Migrationspolitik in Österreich. Herausgegeben von Thomas Prader. Verlag Promedia, Wien 1992. 160 Seiten, öS 180,-.

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