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Moderner Artus

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Sicherlich hat der angelsächsische Raum dem deutschsprachigen Bereich einen Vorteil voraus: Es gibt einen literarischen Bildungsbestand, an dem sich Autoren verschiedener Zeiten, Ideologien und Herkunft erproben können. Der Leser kennt zwar die Geschichte, den legendären roten Faden, dafür steht die Interpretation plötzlich allein im Mittelpunkt.

Nun liegt zum ersten Mal in deutscher Sprache die Auseinandersetzung von John Steinbeck mit dem Thema der Tafelfunde König Artus“ vor. Wie der Autor selbst schreibt: ein Stoff, der ihn seit dem neunten Lebensjahr beschäftigte, den er in einer gekürzten Fassung von Thomas Malory kannte und in dessen Gestaltung er jener Liebe zur Sprache ein Denkmal setzen wollte, die er empfand, als er Sprache als betörenden Zauber wahrnehmen konnte.

Entstanden ist ein facettenreiches, handlungspralles, in allen Schattierungen schillerndes Kaleidoskop menschlicher Passionen, in denen die „eigene Symbolfigur meinen Wunschtraum von Weisheit und Angenommensein“ hat.

Für Steinbeck ist die Symbolfigur Artus, für Malory — nach Ansicht des amerikanischen Romanciers — ist es Lancelot gewesen. Dies wird aus dem Anhang deutlich, in dem sich Briefe von Steinbeck finden, in denen er das Artusproblem äußerst differenziert beleuchtet. So hat der Leser das Glück, nicht nur einen faszinierenden Roman zu lesen, sondern auch die Auseinandersetzung mit der Literaturhistorie mitzuerleben.

KONIG ARTUS UND DIE HELDENTATEN DER RITTER SEINER TAFELRUNDE. Von John Steinbeck. Diana Verlag, Zürich 1988. 456 Seiten, öS 280,80.

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