Eine Formensprache im Sinn einer perspönlichen künstlerischen Handschrift hat Michelangelo Pistoletto nicht. Er ist der „Arte Povera” zuzuordnen, die mit ärmlichen, banalen Materialien arbeitet und ein noch nie gesehenes Konzept der Verbindung von Kunst und lieben verfolgt.Seine Ausstellung ist eine sehenswerte Retrospektive eines Künstlers, dessen Werk den Unterschied zwischen Realität und Fiktion thematisiert. Pistoletto fordert eine Kunst, die sich den Widersprüchlichkeiten stellt und die den Betrachter in verwirrende Zwiespältigkeiten stürzt, da sie definitive Aussagen
Die Rurgruine Gars am Kamp gibt an sich für die Oper „II Trovatore" von Giuseppe Verdi einen vorzüglichen Hintergrund ab, handelt das „Drama lirico" doch zur Zeit des Streits um die Königsnachfolge im kleinen Reich Aragon zu Anfang des 15. Jahrhunderts. Manches ist in der Inszenierung von Karel Drgac zu sehr auf Showeffekte versessen. Doch die Darstellung der dämonischen Zigeunerin Azucena, gesungen von Jirina Privatska, und der sich in Liebe aufopfernden Leonora (Anda-Louise Rogza) sind beachtliche Leistungen. Auch Moises Parker ab Manrico, der in dem Netz aus Intrige und
Vor dem Pavillon des Stiftes Melk wird „Amphitryon" von Jean Baptiste Moliere gespielt. In der vorliegenden Fassung dominiert das Recht Gottes, des Stärkeren, über den gehörnten "Ehemann, der sich mit der erlittenen Unbill während der „göttlichen Nacht" abzufinden hat, denn schließlich wird aus der Verbindung der Held Herkules hervorgehen. Dieses Spiel um Treue und Täuschung hat seinen Reiz, doch in der Inszenierung von Nikolaus Büchel wird das Thema Gott als Mensch und Mensch als Gott nicht zum großem Wurf, sondern beschränkt sich auf ein Mittelmaß, das nicht
Ulrich Tukur, die sechs Musikerinnen der „Hamburger Stadtmusikkatzen", die Sängerin Vasiliki Roussi und der schauspielernde Schlagzeuger Robby Schuster machen mit ihrer Revue „Blaubarts Orchester", eine szenisch-musikalische Reise durch die Schlagerwelt der dreißiger Jahre. Serienmörder Alphonse de Rleue hat im Keller seines Schlosses bereits ein komplettes Damenorchester versammelt, noch fehlt eine Sängerin. Die soeben geheiratete siebente Frau hat aber nicht vor, schon in der Hochzeitsnacht zu sterben. Texte und Musik werden unversehens zum Zerrspiegel der Gegenwart, die
Rund 58 Millionen Mark hat Reinhold Wurth, 58, in seinen neuen Firmensitz investiert. Im 12.000 Einwohner-Städtchen Künzelsau, im Hohenlohener Land im deutschen Baden-Württemberg gelegen, hat der Welt größter Schraubenhändler einen Bau errichten lassen, der Arbeitsstätte und „Erlebnisraum” zugleich ist. In dem „Palast der Schrauben” sind Büroräume, ein „Schrauben-Museum”, ein Konzertsaal und ein Museum untergebracht, das anhand von Wechselausstellungen die Kunstsammlung des Firmenchefs zeigt.Durch diesen Bau hat die sensationelle Karriere des Reinhold Wurth eine nach
Die Ausschreitungen Rechtsradikaler in Rostock entsetzen nicht nur Deutsche. Der medialen Berichterstattung folgte ein Zustrom rechtsradikaler Jugendlicher aus Bremen, Berlin und Lübeck.Unter dem klingenden Titel der Völkerfreundschaft wurden in der DDR aus Vertragsländern wie Angola, Vietnam und Kuba Menschen nicht nur zur Ausbildung ins Land geholt, sondern auch als billige Arbeitskräfte etwa in Großwäschereien eingesetzt. Diese „Türken der DDR", wie sie der Journalist Klaus-Peter Gerhard nennt, wohnen in eigenen Häusern in Neubaugebieten von Halle, Berlin und Rostock.
Zwei Positionen werden bei Gesprächen über Südafrika eingenommen: Die eine spricht unentwegt über die rassischen Unterschiede zwischen Schwarz, Weiß, Coloured und den Indem; die andere will nur von Südafrikanern reden.Früher argumentierten Apartheidbefürworter mit,dem Begriff der rassischen Unterschiede, einer Unterscheidung, die jedem ge-schichtsbewußten Mitteleuropäer eher das Grausen kommen läßt; heute wird mit kulturellen Unterschieden argumentiert (de Klerks Position, siehe Seite 11).Doch so einfach ist das alles nicht: In Südafrika ist wie in allen anderen afrikanischen
(Galerie Zentrum, Wien 1., Haarhof 1; bis 20. März) Der Mensch als Zerrbild des utopischen Entwurfs, Krönung der Schöpfung zu sein, ist das zentrale Thema von Hermann Polz. Wie der Mensch sich selbst verwüstet und seine Umwelt vernichtet, so- daß ein Trümmerfeld zurückbleibt, das von abgehäuteten, ausgemergelten Skeletten bewohnt wird, zeigen Polz’ Bilder in einer Frische, die überzeugt. Manches, was modisch in Galerien herumstolziert, die angeblich die Avantgarde repräsentieren, mag sich da verstecken. Mit Vitalität und Verve wird das Anliegen vorgetragen und gibt Zeugnis von
Sicherlich hat der angelsächsische Raum dem deutschsprachigen Bereich einen Vorteil voraus: Es gibt einen literarischen Bildungsbestand, an dem sich Autoren verschiedener Zeiten, Ideologien und Herkunft erproben können. Der Leser kennt zwar die Geschichte, den legendären roten Faden, dafür steht die Interpretation plötzlich allein im Mittelpunkt.Nun liegt zum ersten Mal in deutscher Sprache die Auseinandersetzung von John Steinbeck mit dem Thema der Tafelfunde König Artus“ vor. Wie der Autor selbst schreibt: ein Stoff, der ihn seit dem neunten Lebensjahr beschäftigte, den er in einer
(Maria Enzersdorf, Burg Liechtenstein; „Das Mädl aus der Vorstadt“ von Johann Nestroy) Diesmal wird in Liechtenstein kein „vergessenes“ Stück von Nestroy gespielt, sondern ein gut bekanntes. Unter der Regie von Elf riede Ott, die auch die Frau von Erbsenstein, eine reiche Witwe, spielt, wird die Zufälligkeit von menschlichen Beziehungen deutlich. Die Angst vor dem Alleinsein ist's, die Menschen aller Altersstufen in Beziehungen laufen läßt, die sie Liebe nennen. Nestroy hatte an solchen Spielen sein besonderes Vergnügen und goß das Narrentum der Gefühle in vortreffliche
(Bawag Fondation, Wien 1., Tuchlauben 5; bis 9. Juli) Die Normalität ist grotesk. Die Verhaltensweisen der einzelnen Individuen, die meinen, durch Bücklinge eher ans Ziel zu kommen, sind eigentlich lachhaft, die nationalen Mythen ein einziges Schauspiel aus einem Gruselkabinett, in dem sich nicht zu wohnen lohnt.Der polnische Maler Jerzy Du-da-Gracz weiß um die Lachhaf-tigkeit des alltäglichen Kabaretts, das er ausgiebig und detailtreu darstellt: Mit einer malerischen Qualität, wie sie alte Meister auszeichnete, wetzt er seinen Pinsel wider den Zeitgeist. Die Erbärmlichkeit einzelner
Seinem Dienstpersonal und den Leuten gegenüber, die ihn um Audienz baten, kehrte Franz Joseph niemals den Kaiser hervor. Im Gegenteil, die Hofbeamten verfuhren eher mit dem Kaiser rücksichtslos, und dieser ließ sie gewähren. Er nahm alles so hin, wie es eben war, nahm Beschwerlichkeiten eher auf sich, als daß er irgendeine Reklamation gegenüber seinem Personal laut werden ließ. Während er immer für sein Volk arbeitete, eigentlich kaum er selbst war, forderte er von seinemDienstpersonal nicht einmal das Selbstverständliche.Der Kaiser, der morgens um fünf Uhr nur ein bescheidenes
Welch ein Mut, neue Gebete zu schreiben! Sind denn nicht alle Formulierungen gefunden, kann man zu dieser unabsehbaren Vielfalt noch etwas hinzufügen? Um es gleich zu sagen: Man kann. Für eine individuelle Stimme ist stets Raum, die persönliche Gotteserfahrung drängt nach Worten und kümmert sich nicht um Originalität. Josef Fink, Poet und steirischer Künstlerseelsorger, verstand während seiner Lesung im Wiener Internationalen Kulturzentrum aus seinem Buch ,JSammle mich ein” (erschienen im Styria Verlag) zu verdeutlichen, daß der Betende sich selbst teilweise fremd ist.Was bedeutet
Wer sich aufgrund des Titels des neuen Romans „Komödie" von Peter Rosei erwartet, er nähme ein Buch zur Hand, in dem menschliche Schwächen dargestellt und (scheinbare) Konflikte heiter gelöst würden, der wird sicherlich enttäuscht werden. Wer aber bereit ist, Sätze wie Vorhänge vor dem eigenen inneren Auge wegziehen zu lassen, um erst undeutlich und mit jeder Aussage schärfer und intensiver Personen handeln zu sehen, der kommt voll auf seine Rechnung.Ort der Handlung ist eine Stadt in einer Weltgegend, in der das Geschichtenerzählen zu Hause war und in der heute Krieg