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Moliėre und Krendlesberger

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Die beiden ersten Premieren in den Kammerspielen des Tiroler Landestheaters zeigen, wie schon die Eröffnungsvorstellungen im Großen Haus, ausgezeichnet erarbeitetes Theater, mit dem „Geizigen” von Moliėre und dem „Interview” von Hans Krendlesberger. Dabei hegt die Betonung auf der theaterhandwerklichen Arbeit.

Moliėres solide Komödie ist verschiedenen Interpretationen offen. Gastregisseur Wolfgang Schön entschied sich für die handfestere Komik. Der von Helmut Wlasak ausgezeichnet gespielte Harpagon war der eindrucksvollen Karikatur näher als der Analyse einer Psyche. Immerhin kam auch hier gut heraus, daß das Laster ansteckend ist. Köstlich der Augenblick, da Fritz Hörtenhuber (Clėante) respektlos den Vater karikiert. Vollen, unbedenklichen Lebenshunger bringt Franziska Grinzinger, bedachte Verstellung und verhaltene Leidenschaft Johannes Bahr als Valėre. Brigitte Schmuck ist schön und verführerisch, die Intrigantin par excellence.

Hans Krendlesberger schrieb mit dem „Interview” ein vielfacettiges, aber problemloses, effektvolles, weder aufregendes noch schockierendes Stück, das freilich mit seinen zahlreichen Anklängen an poetisches und tiefsinniges Theater, Boulevardstücke und Thriller (vor allem der französischen Literatur) dem Regisseur die schwierige Aufgabe stellt, eine einheitliche Wirkung zu erreichen. Gastregisseur Roland Kabelitz konnte durchgehende Spannung schaffen und die deutlichen Schwächen des Stückes überspielen, so daß sogar der effektvoll-leere Schluß über die Rampe kommt. Peter Mülher hatte dafür mit dem in vornehmem Schwarz-Weiß gehaltenen Bühnenbild den passenden Rahmen geschaffen. Die Hauptrolle wurde vom Gast Brigitte Köhler mit viel Einsatz, starker Persönlichkeit und nuancenreichem Spiel überzeugend gestaltet. Die neu engagierte Roswitha Sickinger gab eine kühle und unheimliche, anziehende und ungerührte Journalistin Ina ab. Gretl Fröhlich als Doris und Emo Cingl als Harald trugen zum Erfolg des Abends bei.

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