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Moralisch

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Helden, echte Helden, sind unverwundbar. Uber-Siegfrieds ohne Makel, denen kein herabfallendes Blatt im Stahlbad den letzten Rest an Menschlichkeit geraubt hat.

Die Bösen trifft es dafür umso gnadenloser, beinahe jeder Schuß ist ein Volltreffer.

An diesem Wochenende wurde auf den Bildschirmen wieder fleißig gemordet. Absoluter Tiefpunkt war die Abrechnung in San Francisco“, Samstag abends um 22 Uhr 10 in FS 2.

So eine Mörderjagd, die ist schon lustig. Alle paar Minuten muß ein eilig eingeschobener Darsteller ins Gras beißen, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Kaum ist die Sequenz vorbei, hopp-auf, schon geht es in Richtung nächster Leiche. Dazwischen wird noch schnell ein Auto kunstvoll zu Schrott gefahren; das ist ein Spaß. Eine Stunde und 35 Minuten lang. Roger Moore ist der Star, der zeigt, daß er nicht nur „ 007“ spielen kann, sondern auch in Drehbüchern zu Hause ist, wo er als Doppelnull agieren darf.

Das Genre dieser Streifen ist bekannt und offensichtlich unausrottbar gewinnträchtig — der Problemlos-Film. Die moralische Kugel, das ist das Rezept absolut einfallsloser Drehbuchautoren. Sie trifft immer das schwarze Schaf, aber nicht weiß. Gelingt es schon nicht, den Akteuren moralische Qualitäten unterzujubeln, dann muß wenigstens das Material welche haben. Die Schußwaffen sind eine moralische Instanz, lautet die eigentliche Botschaft der verkorksten Scheinwelt.

Nach einem solchen Wochenende kann man nur mit Befriedigung zur Kenntnis nehmen: Zum Glück gibt es in Österreich die Waffenscheinpflicht. Es wäre verheerend, würde es Mode werden, die moralische Instanz für den Fall der Fälle im Nachtkastl bereitgelegt zu haben.

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