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Mord nur in der Luxusvilla

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Es scheint in München und Umgebung keine Luxusvilla mehr zu geben, in der noch kein Mord passiert ist oder wenigstens seinen Ausgang genommen hätte. So kam „Sherlock“ Derrick zur unverhofften Gelegenheit„ seine Recherchen einmal in einer Landarztpraxis, im Reihenhaus des bayrischen Umfeldes abzuspulen. Die Diskothek mußte trotzdem mit dabei sein. Davon gibt es offenbar noch mehr in und bei München als Luxusvillen. Denn diese beiden Schauplätze stehen als Charakteristika für den Münchner Mordfall, ob er nun - einst - von Komissar Keller, oder nun vom „Alten“ Köster, seinem Kollegen Derrick oder der „Tatort“-Konkurrenz Veigl gelöst werden muß.

Deutsche Krimis haben eben ihre genauen Kennzeichen, die plattdeutsche Kleinbürgerlichkeit etwa, wenn von Kiel aus an der Waterkant recherchiert wird oder die Fremdarbeiter und die Zonengrenze als „Kunden“ und Umwelt der ständig wechselnden Kriminalisten Berlins.

Und da Österreich - besser gesagt Wien - untrennbar an den deutschen „Tatort“ angeschlossen ist, sorgen hier Marek, Kottan und Co. für jenes Lokalkolorit, daß der kleine Moritz im Norden (angeblich) so schätzt - für die ach so hebenswürdigen kleinen Menschlichkeiten der Inspektoren, die ihre Opfer eher durch einen sauberen Schmäh als durch den im Norden demonstrierten Einsatz eines durchorganisierten Apparates einfangen. Auch mit Schmäh lassen sich eineinhalb Stunden füllen, wenn einem nichts Besseres einfällt.

Dabei braucht man nur in die Akten zu greifen, um die Kriminalfälle zu finden, die „das Leben schrieb“. Oder muß man dazu ein Alfred Dö-blin sein? Ihm verdankte das Publikum kürzlich den historischen Giftmord der „beiden Freundinnen“ im Berlin der zwanziger Jahre im beklemmender Naturalistik.

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