Zwischen Pietät und Recherchepflicht

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Über - geheim aufgenommene - Vorwürfe des verstorbenen Christian Pilnacek betreffend Wolfgang Sobotka.

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Über - geheim aufgenommene - Vorwürfe des verstorbenen Christian Pilnacek betreffend Wolfgang Sobotka.

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Der langjährige Justiz-Sektionschef, der unter tragischen Umständen zu Tode gekommen war, wurde dieser Tage zu Grabe getragen. Viel war rund um Christian Pilnacek von medialer und politischer Hatz die Rede, und wenn man sich ein Nachspucken wie jenes aus der Feder des Herausgebers einer linksliberalen Wochenschrift vor Augen führt, so ist der Vorwurf nicht unbegründet.

Fragen der Pietät sind aber nur das eine. Suche nach der Wahrheit im politischen Sumpf kann gelegen oder ungelegen sein, Medien müssen dabei auf der Seite der Wahrheitssucher stehen. Dass Christian Pilnacek nun aufgrund eines heimlich mitgeschnittenen Gesprächs in einem Wiener Lokal wieder in die Schlagzeilen gerät, ist gewiss alles andere als pietätvoll. Und ein Zeichen dafür, dass nichts mehr, was privat gemeint und gesagt wird, auch privat bleiben muss. Anders gesagt: Irgendwo am Nebentisch kann immer ein iPhone liegen, und man wird, wenn es ungut hergeht, seine Sottisen gegen Politiker, Parteifreunde und -feinde etc. flugs in den Medien lesen. Schmutzwäsche medial zu waschen oder diesbezügliche Verbalisierungen heimlich aufzunehmen und dann den Medien zuspielen, mag keine feine Art sein.

Aber – ob sie wollen oder nicht: Medien müssen Vorwürfen nachgehen. Der Politologe Peter Filzmaier brachte es in der ZIB3 auf den Punkt: Entweder der verstorbene Sektionschef sagte auf dem Gesprächsmitschnitt die Unwahrheit oder der hohe Politiker, der die Vorwürfe heftig dementierte. Da hört Pietät auf und fängt Recherchepflicht der Medien an. Mag sein, dass der neue Skandal die Politikverdrossenheit weiter anheizt. Und dass Medienverdrossenheit damit einhergeht. Eine Lose-lose-Situation also? Medien müssen trotzdem alles tun, was der Aufklärung der Sachverhalte dient. Das ist ihr Job.

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