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Musik und Kirche

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Dieses 26. Internationale Festival für zeitgenössische Musik, zehn ereignisreiche Tage lang, mit drei, an Wochenenden vier Konzerten pro Tag, nahezu einhundert Kompositionen, von denen mehr als die Hälfte zum ersten Mal in Polen gegeben wurden (und zwölf Stücke Urauffüh rungen waren), diese Demonstration des Kunstwillens in lastender Zeit mußte wohl stattfinden. Obgleich es sicher nicht wenige Menschen im Lande gibt, die der Meinung sind, es wäre besser gewesen, der „Warschauer Herbst“ mit seiner sorgsam ausbalancierten Öffnung nach West und Ost hätte sich diesmal verweigert: Er signalisiere Einverständnis mit den staatlichen Geldgebern. Solidarität sei vom Polnischen Komponistenverband zu üben mit den anderen, sämtlich aufgelösten Kunstverbänden.

Das freilich war kurzschlüssig gefolgert, denn intensiv nachzudenken galt es nicht nur über die ästhetischen Qualitäten von Musik, sondern auch über deren Funktion. Derzeit treten die polnischen Komponisten auf einem Gebiet hervor, das zur nationalen Tradition gehört: auf dem der im weiten, Sinne religiösen oder geistlichen Musik, wobei es sich nicht um Musik für den kirchlichen Raum handeln muß. Die polnische Kirche ist heute überall, im Arbeitsleben, auf der Straße, im ganz gewöhnlichen Alltag — es braucht nicht ein Priester dabei zu sein. Das gilt ebenso für die Musik.

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