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Mythisches Land

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Bruce Chatwin ist einer der bedeutenden Gegenwartsautoren, der die Welt bereist und sie in seinen Büchern neu erfunden hat. Jedem Erdteil hat er ein Buch gewidmet, nur über Asien konnte er nicht mehr schreiben, weil er 1989 einem bisher kaum erforschten Knochenpilz zum Opfer fiel.

Unvergessen ist sein literarisches Debüt mit der Reise nach Patagonien. Ein „Wiedersehen mit Patagonien" dürfen jetzt die deutschsprachigen Leser feiern, für die Feuerland und Ushuaia magische Orte auf der Landkarte der Weltliteratur sind. Der besondere Reiz des Bändchens besteht darin, daß sich das Wechselspiel von Reisen und Schreiben, von realem Travelling und Abenteuer im Kopf, hier als Dialog zweier ganz unterschiedlicher Wandervögel darstellt. Während Chatwin intellektuelle Expeditionen unternimmt, verkörpert Paul Theroux eher den Typus des Rucksacktramps.

Das kontrastreiche Widerspiel zeigt, daß es sich um eine Reise in das längst literarisch gewordene Patagonien handelt. So wandert der Leser nicht nur auf den Spuren Chatwins und Theroux1, sondern auch in den Fußstapfen von Shakespeare, Melville, Dante, Poe und Coleridge. Es muß eine magisches Land sein, wenn es bereits als Mythos existierte, bevor es überhaupt gefunden worden ist. Eine Entdeckung Chatwins, bei dem es nicht nur Historikern schwindlig werden dürfte.

WIEDERSEHEN MIT PATAGONIEN. Von Bruce Chatwin und Paul Theroux. Aus dem Englischen von Anna Kamp. Carl Hanser Verlag, München 1992. 74 Seiten, öS 156,-.

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