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Nach der Sonne

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„Wer den Blick auf die Sonne richtet, dem erschließt sich das Wesen der Finsternis“, heißt es im altägyptischen Totenbuch (Spruch 115). Der bekannte Baseler Ägyptologe Erik Hornung erschließt dem Leser wahrhaftig die Unterwelt, die die Sonne nach den religiösen Vorstellungen dieses Kulturvolkes auf ihrer zwölfstündigen Reise durchquert, um schließlich - „vorko-pemikanisch“ verjüngt - wieder neu zu erstehen. Besonders im Tal der Könige wurden an den Grabwänden die beiden Unterweltsbücher Amduat und Pfordtenbuch,etwaum 1500vorChri-stus entstanden, angebracht, die vom Reich der Toten erzählen und gleichzeitig auf das Jenseits vorbereiten wollen. Sie sind ein eindrucksvolles Zeugnis für die universale Sehnsucht nach dem Transzendenten, welche das Menschentum von jeher bewegt.

So führt uns Hornung durch die jenseitige Welt. Auch das kollektive Unbewußte, die Urgedanken und unsere Träume werden durch die Kommentare dieses Forschers von hohen Graden stringent zur Sprache gebracht, ohne daß in eine rein spekulative Psychologie ausgewichen wird. Dem Autor ist mit ordnender Hand, doch unakademisch eine „Reise ans Ende der Nacht“ gelungen, indem er die Sprüche beziehungsweise die „Wortbilder“ der Totenbücher „Stunde um Stunde“ entschlüsselt hat. Ein ergreifendes, wichtiges Werk, das nicht nur Kulturhistoriker und Ethnologen anspricht.

DIE NACHTFAHRT DER SONNE. Eine altägyptische Beschreibung des Jenseits. Von Erik Homung. Artemis Verlag, München/Zürich 1991.238 Seiten, viele Abbildungen, öS 310,40.

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