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Nachdichter Ernst Jandl

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Es ist ein Neudruck, weü die Erstausgabe (1965 im Insel Verlag) kein besonderes Echo hatte; aber damals war Ernst Jandl noch nicht so bekannt wie heute.

Der amerikanische Lyriker Robert Creeley (geboren 1926), gleichaltrig wie sein Ubersetzer, hat auch einen Roman geschrieben, im Original mehrfach aufgelegt: „Die Insel“.

Diese Insel hegt im Mittelmeer, und der Autor (der auf Mallorca lebte) schildert das Gehabe des Literaten John, seiner Familie und seiner Freunde: mit Liebe und Haß, Leichtsinn und Tiefsinn, Suff und wenig Arbeit.

Aber nicht der Inhalt oder die Geschehnisse machen die Geschichte amüsant, sondern die Schreibweise. Creeley hat für diese originelle Prosa eine eigene Syntax erfunden, die Jandl anregte, sie nachzudichten: was er virtuos und souverän leistet. Leicht veränderte Wortfolge und Interpunktion ergeben einen stilistischen Humor: echt Jandl, offenbar aber von Creeley stammend, vom Nachdichter mit Intuition und Geschick übersetzt. Jandl setzt nun das Gewicht seines Erfolges für den Amerikaner ein, und sagt im Klappentext, er wünsche, „daß es dem Verlag gelingen möge, das kostbare Werk... deutschsprachigen Lesern deutlicher und nachhaltiger ins Bewußtsein zu rücken, als die bisherigen verlegerischen Bemühungen das vermochten.“ Gelungener Stiltrick: erzählt wird in einem unalltäglichen Alltagsdeutsch.

DIE INSEL. Von Robert Creeley. Residenz Verlag, Salzburg 1987. 197 Seiten, öS 198,-.

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