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Nachgeböllt

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Man nehme ein Thema von Simmel, dazu stilistische und formale Anleihen bei Böll, versehe es mit drastisch geschilderten Bettszenen, und fertig ist der Gebrauchsroman der achtziger Jahre, dem zum Abschluß noch der Anstrich des gesellschaftskritischen Zeitbildes verliehen wird.

Zwischen Bett und Bar klettert Christa die Karriereleiter hinauf. Sie hat es von der Putzfrau bis zur Firmenteilhaberin gebracht. Aber da war noch Georg, Theaterregisseur und frauenverbrauchender Macho, der ihre Liebe mißbraucht hatte. Rache muß sein. Christa sucht ihn in München bei einer Premierenfeier heim und serviert ihm nach einer gemeinsamen Nacht Pilzvernich- tungsmittel in Orangenjuice. Per Autostopp fährt sie unentdeckt heim nach Frankfurt.

Der vielversprechende Klappentext verheißt „Ein Bild der Bodenlosigkeit, über die unsere Welt der achtziger Jahre so lässig dahinschwebt“. Trotz der formal geschickten Kunstgriffe des Erzählers — gekonnt mischt er die Zeitebenen durcheinander — kann der Leser nicht lange über den Wert des Werks getäuscht werden.

DIE GOTTESANBETERIN. Von Manfred Seiler. Piper-Verlag München 1987. 150 Seiten, Ln., öS 218,40.

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