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(Dritter Raum des Burgtheaters, Wien; Eva Zilcher liest Jan-nis Ritsos) Dieser Leseabend hätte anderswo kaum stattfinden können — er galt einem in Österreich noch nicht zur Kenntnis genommenen großen griechischen Dichter, freilich einem, der nicht als Geheimtip fürs Nobel-Komitee gehandelt wird — was, wäre er nicht Kommunist, mit großer Wahrscheinlichkeit der Fall wäre. /

Ritsos verbrachte viele Jahre in Tuberkulose-Heilanstalten und Gefängnissen. Er ist, als Lyriker, nicht nur ein Meister der Form, er ist auch ein Dichter, dem das Leiden nicht das Lächeln austrieb und nicht den Glauben an den Menschen und an eine bessere Zukunft.

Er wurzelt tief in der Vergangenheit, seine Chrysothemis, Iphigenies passive Schwester, in Eva Zilchers Interpretation geradezu die Apotheose der Passivität, siedelt er im Einst wie im Heute ein, zwischen den Zeiten, dort, von wo seine Dichtung ihre Bilder bezieht.

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