Ist dieses Land wirklich von allen guten Geistern verlassen? Wenn diese Frage je gestellt werden mußte, dann angesichts der Wahnsinnsidee, in österreichischen Schulbüchern antisemitische Witze abzudrucken.Und, wenn je in diesem Land starke Worte am Platz waren, dann kann die Rechtfertigung“, es solle ein ,J)iskussionsanreiz“ geschaffen werden, und man müsse Österreichs Lehrern zutrauen, das Richtige draus zu machen, nur als freche Zumutung bezeichnet werden.Kann man einem österreichischen Minister, nota bene der ressortzuständigen Dame, wirklich die Naivität zutrauen, zu glauben,
Es kommt vor, daß Rücktritt das einzige ist, das ein Politiker für sein Land noch tun kann. Carl Hödl, Vizebürgermeister von Linz, hat sich in diese Lage gebracht. Hoffentlich bleibt uns die Diskussion erspart, ob sich ein österreichischer Politiker offen als Antisemit zu erkennen geben darf.„Herr Bronfman!“ schrieb Hödl auf seinem offiziellen Briefpapier an den Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses. Dessen Vorwürfe gegen Bundespräsident Kurt Waldheim seien so zu werten „wie die Ihrer Glaubensgenossen vor 2000 Jahren, die in einem Schauprozeß Jesus Christus verurteilen
Es gibt nur wenige gute Nachrichten für Österreich seit einiger Zeit. Daß der heimische Pharmakonzem Im- muno die Entwicklung eines — möglicherweise! — vor der Ansteckung mit Aids schützenden Impfstoffes so weit vorangetrieben hat, daß er an Schimpansen erprobt werden kann, ist eine.Angesichts des weltweiten Aids-Elends werden nur die stursten und radikalsten Tierversuchsgegner nun noch allzu laute Kritik am Import von Versuchs- Schimpansen für die Immu- no üben mögen.Virulent bleibt aber die Forderung, daß bei der Haltung (nicht nur) von Schimpansen so viel Rücksicht wie nur
Nicht 1938, sondern 1987 prügelten Rechtsextreme einen 71 Jahre alten jüdischen Arzt in Dombim aus der Wohnung und schlugen ihn blutig. Nicht 1938, sondern 1987 wurden die Täter nach wenigen Stunden freigelassen. Der Stellvertreter des Sicherheitsdirektors würzte den Skandal mit der zynischen Bemerkung, der Antisemitismus spiele in Vorarlberg keine Rolle. Wenn er das findet und bei solcher Gelegenheit sagt, muß man tatsächlich als Jude in Osterreich wieder Angst haben. Wir wären also wieder soweit.verwertet, analog der Einigelung der Kirche gegenüber dem ideologischen und
Fünf Abende diskutierten Dramatiker, Dramaturgen, Kulturpolitiker, Kritiker etc. in einer von der IG Autoren veranstalteten Tutoren Theater Enquete“.Die Autoren konnten nur wieder sagen, was durch ewige Wiederholung nicht weniger wahr wird: Die Berührungsangst des Theaters vor dem Neuen geht nicht nur zu ihren Lasten. Sie ist ein Schaden für die ganze Gesellschaft, mindert ihre Fähigkeit zur Selbsterkenntnis, zu Reflexion über sich selbst.Die meisten Dramaturgen trugen die gleichen Abwehrhaltungen zur Schau wie immer: Es gibt keine guten Stücke. Die Leute wollen nix Neues sehen. Die
(17.11., öl) Plötzlich kam sie aus dem Radio — die fast vergessene, noch immer erregende Musik, die vor Jahren ein noch nicht kommerzialisierter Georghe Zamfir für Götz Hagmüllers Film-,J£anga Mussa — Die denkwürdige Pilgerreise des Kaisers von Mali nach Mekka“ machte. So großartig die Bilder jenes Filmes waren — Zamfirs Musik kann für sich bestehen. Diese ,J£opfhö-rer“-Sendung über die Entstehung einer Filmmusik war es wert, aus dem Archiv geholt zu werden.Dazu erfuhr man Beeindruckendes über die kaiserliche Sahara-Durchquerung von 1324 mit 60.000 Kamelen (!), von denen
(7. 10., Ol) Ein Sprecher nur. Wenig Originalton im Hintergrund. Formal also eine eher karge Sendung. Trotzdem hatte der Bericht des ORF-Korrespondenten in Spanien, Robert Gerhart, über die Kanarias-Insel Lanzarote (im Journal-Panorama) viel von dem zu bieten, was manchem „anspruchsvoll“ gemachten Feature abgeht: Spannung, Informationsreichtum, sprachliche Qualität.Die Information freilich stimmte traurig: Wer Lanzarote vor der Inbesitznahme durch eine der übelsten aller Besatzungsmächte, den Massentourismus, gekannt hat, dürfte diese herbe Insel kaum wiedererkennen. Wenn wenigstens
Der berühmte, hoch ausgezeichnete Hans Hollein (S. 2, Personenstenogramm) hat die Ausstellung gestaltet. Architektur und eigens angefertigte Modelle von Wagner-, Loos- und Hoffmann-Bauten spielen in ihr eine wichtige Rolle.Man darf und muß sie daher an den Prinzipien großer Architektur messen. Etwa an der Forderung nach Funktionalität. Kunst hin, Kunst her: Gebautes muß funktionieren.Dagegen hat Hollein verstoßen, wie es einem Mann seines Ranges nicht hätte passieren dürfen: Ein großer Teil der Objekte ist so beschriftet, daß er eigentlich nicht beschriftet ist. Blaß auf
(10. 7., Ol) „Wer die Macht hat, ist im Recht": Sagt's ein Angeklagter vor Gericht, macht er auf seine Verteidigung neugierig. Läßt der ORF einen Flüchtigen risi-kolos öffentlich auf die Justiz schimpfen, schadet er deren Ansehen.Die Sendung des vom untergetauchten Klimatech-nik-Milliardenpleitier Erwin Tautner besprochenen Bandes im Abendjournal war keine Sensation, sondern verantwortungsloser Journalismus. Eine halbe Stunde konnte ein der Justiz Entwischter sich als Opfer stilisieren, ungestraft sagen, „ein einfacher Parteiloser wie ich" finde für ihm widerfahrenes Unrecht keinen
(4. 7., öl) Das werktägliche Journal-, JPanorama" (1830 Uhr) nützt die Chance der auf Burg Schlaining stattfindenden Sommerakademie des österreichischen Frie-densforschungs-Institutes und wird bis 18. Juli noch mehrere Teilnehmer zu Wort kommen lassen. Das Statement von Professor Mechtersheimer hatte die analytische Klarheit und den Mut zur Wahrheit, die man den Politikern beim Durchdenken der Atomkriegsgefahr und der von der atomaren Hochrüstung herbeigeführten Situation wünschen würde.Wenige Wortsendungen lohnen so häufig das Aufdrehen und Zuhören wie das Journal-, Jr'anorama". An
. Nach dem Vorhangverbot des Burgtheaters hat's wieder eine der letzten europäischen Skurrilitäten erwischt: Im Fürstentum Liechtenstein dürfen die Frauen jetzt wählen. Hoffentlich gilt wenigstens in England noch das ehrwürdige Gesetz gegen Hexen und Zauberei. Oder ist auch dies liebenswürdige Relikt unter der Sonne des Fortschritts hingeschmolzen?Liechtensteins so epochalen Volksentscheid witzig zu kommentieren, fühle ich mich nur deshalb berechtigt, weil ich, Demokratie hin, allgemeines gleiches geheimes Wahlrecht her, von viel fundamentaleren Rechten ausgeschlossen bleibe, etwa, den
(9. 3., Ol) Der politische Lyriker Erich Fried sprach ,Jm Brennpunkt" sehr klar und deutlich aus, was gerade in der jetzigen Situation vielen Politikern nicht oft genug gesagt werden kann: Daß Intoleranz und Machthunger auch die großartigste politische Zielvorstellung ins Gegenteil verkehren, daß die christliche Feindesliebe von höchster Aktualität ist, daß mit dem christlichen Subsi-diaritätsprinzip Ernst gemacht werden müßte, aber so, daß die Zuständigkeiten des Staates nicht „von oben" festgelegt werden.Unmittelbar darauf folgte in den .politischen Manuskripten" ein Gespräch
Notwendig ist, was den Beamten im Clinch mit dem Bürger die Arbeit erleichtert: Nach diesem Motto, könnte man meinen, operieren die Verteidiger österreichischer Zustände, die mit der in Europa westlich gewisser besonders gut bewachter Grenzen gängigen Auffassung von Menschenrechten kaum zu vereinbaren sind.Polizeibeamte können nicht nur Staatsbürger 48 Stunden in Gewahrsam halten, sondern auch — „mir wer'n kan Richter brauchen!" — Freiheitsstrafen verhängen. Steuerfahnder können sich Verdächtige „vorknöpfen", ohne auch nur ein Telefongespräch mit dem Steuerberater
(24. 2., Ol) In dem Hörspiel ,JVur den Sängern kann es noch gelingen" von Franz Richter geraten Adam und Eva in der Raumkapsel des Bioprojekts Phönix Dubio irgendwo im Weltraum ins Reich der Säugevögel, doch das Thema dieser .Jteligious Fiction" (so der Untertitel) ist uralt. Es ist die Begegnung des Menschen mit höheren, aber vor dem Verdorbenwerden durch den Menschen keineswegs ganz gefeiten Wesen, die Sehnsucht nach einer anderen, umgeformten menschlichen Existenz, nach Befreiung von omnipotenten Effizienzzwängen.Es wimmelt in diesem Hörspiel von charmant-bizarren Einfällen,
(20. 2., Ol) Wer vom Katapult in die Luft geworfen wird, muß dann auch fliegen können. Für die junge Oberösterreicherin Elisabeth Reichart ist der von ORF und Verlag der Staatsdruckerei gemeinsam gestiftete Romanpreis ein mächtiges Katapult: Ihr Buch ,JFebruar-schatten" eröffnet die ,J5diti-on Junges Osterreich" und wird in zehn Folgen (Montag bis Freitag 14.05 Uhr) im Radio gelesen.Es ist ein sogenanntes vielversprechendes Buch: Eine Talentprobe, deren Sprache vor lauter Stilbemühung nicht flügge wird, aber doch neugierig macht auf weitere Arbeiten. Mutter-und-Toch-ter-,
Österreichs A bfahrtsläu-fer, die wegen Schlechtwetter am Olympia-Ort für zwei Nächte heimflogen, sind Vorboten einer neuen Zeit. Warum biwakieren Gipfelstürmer noch in Steilwänden hängend?Man bewundert sie als' Kletterer, nicht als Krummschläfer. Also hole man sie abends per Hubschrauber aus der Eiger-Nordwand und setze sie am Morgen wieder aus.Wenn niemand mehr vor Ort ausharren will, erübrigen sich endlich auch die Olympischen Dörfer. Eine Piste genügt. Die Athleten wärmen sich im Flugzeug auf, steigen aus, zeigen, was sie können und düsen heim.Vielleicht gibt es bald
(1. 2., 03) Arik Brauer äußerte im Freizeichen" Unpopuläres über den Zustand der bildenden Kunst, attak-kierte Leute, die ein Häufchen Erde auf dem Museumsfußboden für ein Kunstwerk ausgeben, erklärte, manches, was sich für Kunst ausgibt, gehöre auf den Mist.Er wurde ganz schön zerzaust — überwiegend nach dem Argumentationsmuster: Einst selbst Avantgardist — jetzt ohne Verständnis für das Neue! Frappierend, wie wenig Widerhall bei den Anrufern Brauers Kritik an der Vergötzung des Neuen als des schlechthin Wertvollen fand, frappierend das Desinteresse an seiner Forderung,
(9. 11., Öl) ,JDie Hiobsbotschaft der Hopis“ heißt eine zehnteilige Reihe, in die wenigstens „hineinhören“ sollte, wer jeweils Mittwoch, 19 Uhr, dafür Zeit findet. Alexander Buschenreiter zeigt darin, wie sich Kultur, Weltverständnis und Verhältnis zur Natur der Indianer von unseren -Haltungen unterscheiden.Ein Kernsatz der ersten Sendung (über die verschiedenen Ziele der US-Minder- heiten): ,J0>ie Schwarzen wollen hinein, wir wollen heraus. Es ist unmöglich, aus einem Sioux einen Kapitalisten zu machen!“Dafür können wir von diesen Menschen, die Handel mit Boden ablehnen und
(19. 6., OR) Wie ein Vorgriff auf die 1984 anstehende Orwell-Welle, gemildert durch hinterhältigen englischen Witz, mutete das von Radio Vorarlberg produzierte Hörspiel ,JDie Sachbearbeiter“ des britischen Autors Rhys Adrian an: Zwei Landstreicher entpuppen sich als ehemalige Mitglieder eines geheimnisvollen Überwachung sapparates, der sie ausgestoßen hat.Am Ende wird auch der Uberwacher der Ex-Uberwacher Opfer der Überwachung und endet als Landstreicher. Ganz unten, im Bodensatz einer total kontrollierten Gesellschaft, läßt es sich aber leben — ohne Komfort, doch auch ohne Hunger,
(3. 6., OR) ,J)er etablierte Untergrund“ hieß die jüngste Folge der „Wiener Literaturzeitung“, in der es um Wiens Mittelbühnen und Kleintheater ging. Die von Ruth Rybarski gestaltete Sendung zeigte das Auf und Ab in diesem Bereich, seine Innovationsträchtigkeit, das da und dort zu registrierende Abschlaffen zu Routiniers gewordener Revolutionäre von vorgestern: Verallgemeinerungen sind da heute nicht mehr möglich.Einst war der Wiener Theaterkeller Brutstätte des Neuen schlechthin. Ein Teil der Interviews zeigte, wie schnell sogar Insider vergessen. Die Wichtigkeit der Keller im
(30. 4., öl) Hertha Fim- berg, als Minister wohl zum letzten Mal „im Journal zu Gast", sagte im Prinzip nichts anderes als sonst, doch sie sagte es anders. Da war plötzlich jene unverkrampfte Offenheit, jenes lockere Formulieren, das sich die Leute abgewöhnen, wenn sie mächtig werden, und erst in der Rente wiedererlernen. Hertha Firnberg hat es besonders schnell wiedergefunden.Und z. B. offen gesagt, daß ihrer Ansicht Bruno Kreisky sich vor der Wahl nicht so hätte festlegen sollen, wie er es getan hat.Es war ein sympathisches Abschiedsgespräch mit einer starken Persönlichkeit. Aber
(28. 3. - 5. 4., Ol) Täglich um 9.05 Uhr ein einstündiges Gespräch hervorragender Fachleute auf höchstem Niveau — Dolores Bauer hat dieses geradezu utopisch anmutende Projekt verwirklicht. Unter dem Motto ,JDie Zeichen der Zeit erkennen“ machen 36 Dichter, Denker und Forscher in Gesprächsrunden nicht nur die Probleme unserer Zeit, sondern vereinzelt auch erste Ahnungen möglicher Auswege erkennbar.Unter ihnen: Heinrich Böll ebenso wie Friedrich Heer, Konrad Lorenz, Bernd Lötsch, Aurelio Peccei, Kurt Steyrer, Manfred Kniewasser — ein gewaltiges Spektrum. ‘Dolores Bauer ist zu
Zwei ältere Filme und eine neue Dokumentation zeigte Amerika in seiner ganzen Widersprüchig keit.Mit einem Großaufgebot von Stars und Regiegrößen entstand 1961 ,JJas war der Wilde Westen" (9. 1., ZDF): rührendes Dokument eines noch nicht von Vietnam und Nixon-Krise angeknackten Selbstbewußtseins. Die romantische Siedler-Saga aus dem 19. Jahrhundert mündet direkt in ein optisches Loblied auf Wolkenkratzer und Autobahnen — ganz ernsthaft und naiv. Der Schurke ist ein südländischer Typ, dafür dürfen die Indianer stolz und edel dreinschauen.Ein selbstkritisches Amerika brachte 1975
(14.11., ö 3) Jeder Journalist kennt sie: Die Originale, die verkannten Erfinder, die verkrachten Genies. Alfred Treiber nahm einen solchen Menschen zur Kenntnis, ließ ihn vor dem Mikrophon reden: Herr S. über sich, sein Leben, sein Pech.Herr S. hat ein neues Musikinstrument erfunden. Es klingt interessant. Er spielt(e) darauf des öfteren in der Wiener Fußgängerzone. Irgendwann wird er wieder aus Wien verschwinden — ohne Aufhebens, so, wie er gekommen ist. Er reist seinen Hoffnungen nach wie die Zugvögel dem Sommer.Herr S. bekam sogar auf der Erfindermesse ein Diplom. Eigentlich fehlt
(23. 5., ÖR) Fast jeder Mensch kennt die starken oft widersprüchigen Gefühle, die uns bestürmen, wenn wir an lang nicht gesehene Plätze unserer Kindheit zurückkehren. Das Hörspiel ,JJas Haus der Kindheit” von Johannes Twaroch, inszeniert vom Autor selbst, verarbeitet dieses archetypische Erlebnis: H. sucht nach langer A bwesen-heit den Schauplatz seiner Kindheit und findet ein zum Abbruch freigegebenes, nur noch von Erinnerungen bewohntes „Objekt”.Die Struktur des Hörspiels — Rückblenden unterbrechen die Reflexionen des Erzählers — ist nur scheinbar einfach, der Wechsel
(Akademietheater, Wien; „Das Fossil" von Carl Sternheim) Alter preußischer General trimmt sich auf Holzpferd. Adliger Neffe wurde Kommunist. General hetzt Tochter auf Neffen. Papa meint Intrige, Tochter meint Liebe. Papa ballert Liebende tot Fährt, sich stellen. Wird ihm eh nix geschehen. Stück aus.Stenogrammsprache soll militärisch wirken. Nur komisch. Stück wie Schreibmaschine von Dachboden. Klappert und staubt. Zeitgenossen wußten, warum nicht spielten Werk.Regisseurin Angelika Hurwicz versprach sich „Gefährlichkeit", wenn sie Paul Hoff mann — im Gegensatz zu
(28. 3., O 3) Wiederbelebungsversuche an gestorbenen Serien enden meist enttäuschend. ,J. J. Wischers Dampfradio" ist die große Ausnahme. Was einst fünf Minuten am frühen Morgen Spaß machte, ist nun jeden Sonntag eine Stunde ein großes Hörvergnügen.Die Ausdehnung ermöglichte es Christine Nöstlin-ger, stehende Elemente" zu entwickeln. Ihr „Radio im Radio" ist eine großartige Idee: Da werden Journalsendungen ironisiert, da gibt es jeweils die köstliche Kurzportion aus dem Roman über zwei fette Kinder und exzellente Parodien auf Rundfunkwerbung.Besonders lustig war
„Was sich in Wien derzeit abspielt, ist für mich heller Wahnsinn. Die Partei in Wien steht in der Tat vor einer Existenzkrise. " Ö VP-Klubobmann Heinrich Neisser nimmt sich in einem FURCHE-Interview (Seite 4) kein Blatt vor den Mund. Für ihn ist Heinrich Wille, „von all den Kandidaten, die bisher ins Spiel gebracht worden sind, die weitaus beste Lösung" als künftiger Obmann der Wiener Volkspartei.Im Zusammenhang mit der ÖVP-Reform wird nach Meinung des Klubobmannes die Frage der Bünde „eher hochstilisiert". Obwohl er ein überzeugter Verfechter des Föderalismus
(Dritter Raum des Burgtheaters, Wien; Eva Zilcher liest Jan-nis Ritsos) Dieser Leseabend hätte anderswo kaum stattfinden können — er galt einem in Österreich noch nicht zur Kenntnis genommenen großen griechischen Dichter, freilich einem, der nicht als Geheimtip fürs Nobel-Komitee gehandelt wird — was, wäre er nicht Kommunist, mit großer Wahrscheinlichkeit der Fall wäre. /Ritsos verbrachte viele Jahre in Tuberkulose-Heilanstalten und Gefängnissen. Er ist, als Lyriker, nicht nur ein Meister der Form, er ist auch ein Dichter, dem das Leiden nicht das Lächeln austrieb und nicht den
(Akademietheater, Wien; „Krankheit der Jugend“ von Ferdinand Bruckner) An diesem Stück muß doch etwas sein. Ich könnte mich sonst nicht an eine weit zurückliegende Inszenierung von Michael Kehlmann mit Werner Kreindl und Lona Dubois erinnern. Was Dieter Giesing nun daraus gemacht hat, kann man nur schnell wieder vergessen.Bruckner zeigt „die“ Jugend von 1923, genau genommen aber nur ein paar haltlose, kaputte junge Menschen. Immerhin überliefert dieses Stück damaligen Jargon, damalige Moden. Dies, nur dies macht es interessant.Giesing macht daraus ein Muster-Tableau aller faden
Der „Lear" im Wiener Schauspielhaus wurde bejubelt, die Neuübersetzung von Ingrid Rencher nur am Rand zur Kenntnis genommen. Dabei ist der dritte von der Dramaturgin des Schauspielhauses erarbeitete Shakespeare-Text vorläufiger Höhepunkt ihrer Arbeit als Übersetzerin.Ihr „Lear" wirkt durch eine direkte, zupackende, unverschnörkelte Sprache, deren Zeitgemäßheit nicht durch Trivialität erkauft wird. Er kann es überdies an Genauigkeit jedenfalls mit den konkurrierenden Fassungen aufnehmen. Seine Saloppheiten kommen nicht aus sprachlichem Unvermögen, sondern direkt aus der
(Volkstheater, Wien; „Der Alpenkönig und der Menschenfeind" von Ferdinand Raimund) Diese Inszenierung ist mit beson-(deren Maßstäben zu messen. Regisseur Fritz Zecha hatte ja wohl nicht so sehr ein Stück auszuloten wie die Möglichkeiten einer funkelnagelneuen Bühnentechnik.Und die wieder kann ja nicht gleich beim ersten Stück in einem so gründlich umgebauten Haus alle Subtilitäten preisgeben.Gerhard Jax kann jetzt für das Volkstheater genauso schöne Landschaften bauen wie irgendwo. Die Unterscheidung wird sich hoffentlich finden.Und man wird, wenn sich der Trubel gelegt hat, wohl