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Nervöser Hamlet

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(Landestheater, Linz; „Hamlet“ von William Shakespeare) Das Interesse war groß. Wie heutig würde das Stück inszeniert werden? Wie sehr ist Hamlet einer von uns? In der Inszenierung von Klaus-Dieter Wilke spielte der junge Franz-Robert Ceeh den Dänenprinzen, der gegen das Unrecht an der Spitze des Staates vorgehen will, aber nicht weiß, mit welchen Mitteln. Ceeh gab einen aufgeregten, fahrig-nervösen, düsteren und zerrütteten Hamlet mit deutlich inzestuöser Mutterbindung. Damit wurde nur einer Facette des Stückes entsprochen, wobei die psychologi-sierende Interpretation durchaus fragwürdig ist. Die Mutter im Bett des offenkundigen Vatermörders ist für Hamlet ein mindestens so großer moralischer wie seelischer Konflikt.

Uberzeugend die Darstellung des Königs Claudius durch Walter Skotton: eine sinnliche, machthungrige Gestalt, geschickt im Taktieren und Verhandeln, der nur das Dämonische des Mörders fehlte. Das Ensemble agierte uneinheitlich, neben ansprechenden Leistungen Farbloses. Insgesamt — dreieinhalb Stunden spannendes Theater.

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