(Steyr, Museum Industrielle Arbeitswelt, Sonderausstellung „Die Roten im Land - eine Minderheitengeschichte“, bis 31. Dezember) 1987 wurde im Rahmen der OÖ. Landesausstellung das Museum Industrielle Arbeitswelt in Steyr eröffnet. Die am 31. August dort gestartete Sonderausstellung „Die Roten im Land“ nennt sich selbst eine Inszenierung. Der Bühnenbildner Hans Hoff er hat sich der Mittel Film, Video, Hörbild und Rauminstallation bedient, um die „Roten im Land“ in Szene zu setzen.100 Jahre Sozialdemokratie waren zwar der Anstoß für den Beginn der Steyrer
Zum vierten Mal leitete der Geiger Thomas Christian sein kleines Freiluft-Kammermusikfest im idyllischen Schloßhof der Tillysburg. Vier Konzerte mit ausgewählten Kostbarkeiten der Kammermusik und literarisch kontrapunktiert von Marion Degler, Paola Löw, Christine Ostermayer und Michael Heltau begeisterten die Zuhörer.Viola und Violine spielte Thomas Christian am ersten Abend, als er gemeinsam mit Jeremy Menuhin (Klavier) und Alois Brandhofer (Klarinette) Mozarts „Kegelstatt- Trio" und Bartöks „Kontraste" wiedergab. Präzision, Konzentration und hochsensible Musikalität bestimmten
(Landestheater Linz, Theaterkeller Ursulinenhof; „Frostnacht“ von Staffan Götestam) Der sexuelle Mißbrauch von Kindern ist eines der dunkelsten Kapitel unserer Gesellschaft. Jedes sechste Mädchen, sagt eine Studie aus den USA, ist davon betroffen. Der schwedische Autor Staffan Götestam hat auf der Grundlage eines authentischen Tagebuchs ein Stück geschrieben, in dessen Mittelpunkt „das Mädchen“ steht.Maria, einziges Kind einer „heilen“ Familie, zerbricht an der Diskrepanz zwischen rührend besorgtem Vater bei Tag und sexuellem Aggressor bei Nacht. Petra Strasser legte eine
(Landestheater, Theaterkeller Ursulinenhof, Linz; „Die Palästinenserin“ von Joshua Sobol) Ein Israeli schreibt ein Stück über den israelisch-palästinensischen Konflikt. Er sticht dabei tief in die Wunden seines Landes, zeigt Haß, Fanatismus und terroristische Gewalt auf. Ein Kunstgriff bewahrt vor Sentimentalität: Sobol läßt auf der Bühne einen Film drehen. Die Drehbuchautorin Samira ist anwesend, es ist ihre Geschichte, die zum Film werden soll. Zweimal wird die Palästinenserin von jüdischen Rechtsradikalen überfallen — einmal, weil sie für eine Jüdin gehalten wird, die
(Linzer Landestheater, Ballettabend) Einen phantasievollen Abend auf beachtlich hohem tänzerischem Niveau gestaltete der neue Linzer Ballettchef Virgil Stanciu mit seiner Truppe. Gleich zu Beginn wurden die Zuschauer in ungewohnte Sphären entführt: zur elektronischen Musik von Oscar-Preisträger Vangelis’ „Chari-ots of Fire“ landeten silbrig-glei-ßende Außerirdische auf der nächtlich vernebelten Bühne. (Die geschmackvolle und originelle Ausstattung stammte von Kurt Pint.) Locker choreogra-phiert und exakt getanzt, ent-spann*sich nun ein Flirt der Männer aus dem Universum mit den
(Landestheater Linz, „Götz von Berlichingen“ von Johann Wolfgang von Goethe) „Welche Mühe habe ich mir nicht mit meinem Götz von Berlichingen gegeben! Aber doch will es als Theaterstück nicht recht gehen“, hat Goethe gegenüber Eckermann bemerkt und damit wohl ins Schwarze getroffen. Bemühen war auch der Inszenierung von Klaus-Dieter Wilke anzumerken, ‘ der aus „Urgötz“ und zweiter Fassung ein spielbares Drama zu basteln versuchte.Doch es bleibt der Titelheld eine seltsam gebrochene Figur, von seinem Herkommen dem Faustrecht verpflichtet, von seiner Zeit jedoch ins
(Landestheater Linz, Theaterkeller Ursulinenhof; „König Ubu“ von Alfred Jarry) 1896 mit einem Theaterskandal in Paris ans Licht der Welt gekommen, ist der „König Ubu“ anno 1988 immer noch ungeheuer modern. Elemente des — damals noch nicht existierenden — absurden Theaters, des Grand-Guignol-Spiels, des Marionettentheaters und der Shakespeareschen Königsdramen wurden genial gemischt.In Linz hat Ioan C. Torna das Stück fulminant inszeniert und mit Humor und Phantasie ausgestattet. Eine Zille verwandelt sich in jene Schauplätze, auf denen Ubu seine niedrige Gesinnung zu erkennen
(Ars electronica, Linz) Videoexperimente und Computermusik, Live-Performances und Installationen, einzeln oder zusammen in sogenannten „Interkunst-Projekten“, gab es in Hülle und Fülle, dazu Computer-Kultur-Tage des ORF und die Verleihung des „Prix ars electronica“.Herausragend war die Theaterreise „MAeLSTROMSUDPOL“ von Erich Wonder, Heiner Goebbels und Heiner Müller. Der österreichische Bühnenbildner hat gemeinsam mit dem Frankfurter Komponisten und dem ostdeutschen Dramatiker eine Reise mit Frachtkahn und offenem Eisenbahnwaggon über die Donau in die VOEST konzipiert, den
(Internationales Brucknerfest Linz) Linz nahm das Erinnerungsjahr 1988 zum Anlaß, den Schriftsteller Milo Dor zur Eröffnungsrede einzuladen. Unter dem Titel „Die österreichische Schizophrenie oder Die Pflicht zum Widerstand“ kritisierte Dor die eher beschämenden „Gedenkfeiern“ des heurigen Jahres, mehr aber noch den Umgang des österreichischen Staates mit seinen zurückkehrenden Bürgern nach 1945. Musikalisch schlug Schönbergs „Uberlebender aus Warschau“ eindringlich in die Kerbe des Nicht-Vergessens.Eine völlig andere Stimmung herrschte am Abend, als geschätzte 150.000
(Oberösterreichische Stiftskonzerte) Zum fünfzehnten Mal fanden heuer die Stiftskonzerte statt, in den sechzehn Konzerten zwischen 18. Juni und 13. August waren viele Namen der „ersten Stunde“ präsent. Zur Eröffnung kam Theodor Guschlbauer und führte vor, welche Klangsinro-lichkeit im Bruckner-Orchester steckt, wenn ein Dirigent seines Ranges es motiviert. Ein zauberhafter Faure, Mozarts Klarinettenkonzert mit dem hinreißenden Alois Brandhofer als Solisten und Schuberts „Dritte“ rissen das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.Ein Duo, dem man noch öfter begegnen wird, trat mit
(Landestheater Linz, Theaterkeller Ursulinenhof; „Der Kuß der Spinnenfrau“ von Manuel Puig) Als Film äußerst erfolgreich, beeindruckt die „Spinnenfrau“ des Argentiniers Manuel Puig auch auf dem Theater. Frauen kommen dem Titel zum Trotz im Stück nicht vor, vielmehr „die Frau im Mann“ ,und damit das Element Homosexualität.Regisseur Klaus-Dieter Wilke hat die Beziehung der beiden Häftlinge Molina und Valentin auf das behutsamste darstellen lassen. Von den beiden Schauspielern vermittelte Günter Grä-fenberg als „Tunte“ Molina ergreifende Menschlichkeit, Gefühl und
(Landestheater Linz; „Frühstück bei Desdemona“ von Ja-nusz Krasinski) Nach achtjähriger politischer Haft kehrt Tadeus nach Hause zurück. Unangemeldet. Im Wohnzimmer findet er neben Ehefrau Hanka auch den alten Freund Adam — beim Frühstück, sehr vertraut und selbstverständlich. Aus dieser Vorgabe hätte man eine Komödie machen können oder ein spannendes Drama über die Gefühle verletzter Menschen. Der Autor dieser deutschsprachigen Erstaufführung entschied sich für eine klischeebefrachtete Mischung aus beiden, der Gastregisseur Ioan C. Torna wenig abzugewinnen wußte. Mit
(Landestheater Linz; „Faust — Der Tragödie erster und zweiter Teil“ von Johann Wolfgang Goethe) Seit man gegen Ende der siebziger Jahre von dem Brauch abgekommen ist, auf der Bühne nur „Faust I“ zu spielen, haben sich immer wieder Theater an Goethes Lebens-Drama versucht. Nun ist in Linz dem RegisseurKlaus-Dieter Wilke mit einem Großteil des Ensembles eine Deutung gelungen, die über den Deutsch-Nachhilfeunterricht hinausgeht.Der erste Abend, mit der Gret-chentragödie im Mittelpunkt, machte deutlich, wie sehr die Norm der Menschlichkeit vom sozialen Zusammenleben geprägt ist.
(Landestheater Linz; „Ich, Feuerbach“ von Tankred Dorst) Ein älterer Schauspieler kommt ins Theater zum Vorsprechen. Der Regisseur läßt warten. Wohl oder übel muß der Regieassistent die Zeit mit dem schwierigen, leicht reizbaren Besucher verbringen. Dessen Namen der junge Theatermann nicht kennt, denn „Feuerbach“ ist sieben Jahre lang nicht mehr auf der Bühne gestanden. Bald ist es auch klar, wo er sie verbracht hat: in der Nervenheilanstalt.Heinz Filges demonstriert bei dieser österreichischen Erstaufführung im Theaterkeller Ursuli-nenhof Genie und Wahnsinn, Verfolgungswahn
(Landestheater Linz; „Heim“ von Felix Mitterer, Uraufführung) Die Aufführung der Stücke von Felix Mitterer hat in Linz Tradition, und stets galt es Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen zu bewundern. Nun hat der Tiroler für das Linzer Theater ein Auftragsstück geschrieben, das genau jene Qualitäten vermissen läßt. Mitterer hat schwarzweiß gezeichnet, hie die Guten, da die Bösen aufgestellt. Letztere sind in der Uberzahl.Der vor sechs Jahren ausgerissene Michael und seine süchtige Freundin Tina werden bei der „Heimkehr“ sinnlosen Quälereien ausgesetzt. Michaels Vater,
(Ars Electronica, Linz) Wieder eingebettet ins Internationale Brucknerfest, mit einem klar strukturierten Thema ausgestattet und mit sorgfältig gewählten Künstlern besetzt, konnte die „Ars Electronica“, das Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft, heuer Publikumsinteresse und Erfolg für sich buchen. „Freie Klänge - offene Räume“ hieß das Motiv, dem die einzelnen Aktionen und Installationen untergeordnet waren.Ein phantasievoll gestalteter „Klangpark“ mit ästhetischem Reiz war den Spaziergängern im Donaupark frei zugänglich.„Klangstärken“,
(Posthof Linz, Gastspiel des Jura Soyfer Theaters; „Linz“ von Herbert Achternbusch) Nebel quillt aus dem Kanalgitter und kriecht über die Straßenbahngleise, die die Bühne in zwei Hälften teilen. Ein braungestrichenes, waberndes Gebilde zur Linken — ist es die Pestsäule oder ist es, wie im Stück ausgesprochen wird, ein großer Haufen Fäkalien? Den Göttern jedenfalls stinkt es zu sehr in der gottlosen Stadt, in der ein Schild „Linz ist judenfrei“ verkündet, sie machen sich über die Donaubrücke davon, in Richtung Urfahr.Herbert Achternbusch hat ein böses, qualvolles Stück
(Musik- und Theatersommer Schloß Tillysburg) Vor den Toren von Linz etabliert sich ein Kammermusikfest: unter der künstlerischen Leitung des Geigers Thomas Christian fanden auf dem romantischen Schloß Tülysburg bei St. Florian „Musikwerkstatt” und vier Konzerte statt. Christian verantwortet sowohl Programm- als auch Künstlerauswahl, und er hat nach der ersten Musikergarde gegriffen. Joseph Haydns „Sieben letzte Worte Jesu Christi”, Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Luigi Boccherini und zuletzt das Oktett in F-Dur von Franz Schubert fanden ihre Zuhörer - 1500 Besucher waren
(Landestheater Linz, „Zärtliche Bande“ von Loleh Bellon) Zwei Frauen durchmessen Welten der Zärtlichkeit, des Verstehens, aber auch der Trennung und des Schmerzes: Mutter und Tochter. In Episoden schildert die Französin Loleh Bellon die Geschichte einer lebenslangen Liebesbeziehung. Männer kommen darin nur am Rand vor.Die Autorin dieser österreichischen Erstaufführung holt individuelle Erinnerungen ans Tageslicht, die plötzlich Allgemeingültigkeit annehmen. Pola Bokal vermittelte berührend die Angst des Kindes vor dem Verlassenwerden, die Maßlosigkeit seines Verlangens nach
(Landestheater Linz; „Der Bauer als Millionär“ von Ferdinand Raimund) Alfred Stögmüller, als Langzeit-Intendant im Herbst mit vielen Ehren verabschiedet, ist als Szeniker zurückgekehrt. Und er begab sich in das von Brigitte Erdmann überaus prachtvoll und üppig ausgestattete Geisterreich, um „das Mädchen aus der Feenwelt“ — so der Haupttitel von Raimunds „romantischem Original-Zaubermärchen“ — seinem verdienten Glück zuzuführen.Die Inszenierung hat einen humorigen Auftakt mit den aus verschiedenen Gegenden angereisten Feen und Zauberern, fällt ab mit dem Auftritt des
(Landestheater Linz, „Wilder Honig“ von Anton Tschechow/ Michael Frayn) Tschechows Erstling, 1920 in einem Moskauer Banktresor ohne Titel aufgefunden, gilt als unspielbar. Der erfolgreiche Bühnenautor Michael Frayn hat die Sechs-Stunden-Vorlage gestrafft, bearbeitet, in logische Szenenfolge gebracht und mit einer guten Portion Humor versehen. Dieser greift besonders im ersten Teil von Gudrun Orskys Inszenierung. Später, wenn das Stück ins Melodramatische kippt, gibt es Längen, die erst wieder durch eine fulminante Schlußszene in Vergessenheit geraten.Im Mittelpunkt stehen die junge
(Landestheater Linz; „Besuchszeit“ von Felix Mitterer) Der Opa im Altersheim. Die Frau nach einem Mordversuch an ihrem Ehemann im Gefängnis. Der Vater im „Narrenhaus“. Die Frau im Spital. In vier Einaktern hat der sensible Autor Felix Mitterer alltägliche Situationen nachgezeichnet, in denen die Hilflosigkeit der handelnden (und behandelten) Personen ein wesentliches Element ist.In seinen echten Volksstücken malt er nicht schwarz-weiß, stellt er nicht die bösen Schuldigen denguten Unschuldigen entgegen. Menschliche Schwächen, wie die sieben Halbe Bier des Strohwitwers, haben
(Landestheater Linz; „Leben des Galilei“ von Bertolt Brecht) Nach sechsmonatigem Umbau wurde das Große Haus des Linzer Landestheaters wiedereröffnet. Außer dem Kupferdach beim Eingang bleiben den Besuchern die Neuerungen, die immerhin 30 Millionen Schilling gekostet haben, verborgen. Investiert wurde in Sicherheitseinrichtungen und in die technische Adaptierung des Schnürbodens.Mit Brechts „Leben des Galilei“ hatten die Verantwortlichen zum Einstand ein imposantes Stück gewählt. Die Frage nach der Moral des Forschers und nach seinem persönlichen Einstehen für die Konsequenzen
(Landestheater Linz; „Ghetto“ von Joshua Sobol) Die „Innenaufnahme“ des Wilnaer Ghettos (gegründet 1941, liquidiert 1943) von Joshua Sobol hinterließ in Linz einen starken Eindruck. Die Mechanismen von kollektiver Angst und daraus resultierender Unterwerfung konnten in der Inszenierung des Wieners Erwin Ebenbauer deutlich gemacht werden, ebenso aber auch der Wille zum Uberleben, die Sehnsucht nach Schönem und die moralische Überlegenheit der Opfer.Daß es daneben auch Profitgier und Verbrechen im Ghetto gab, verschweigt der Autor * nicht, mehr noch aber ist er an der Figur des
(Internationales Brucknerfest, Linz) Nach dem gewaltigen Auftakt mit Krzysztof Pendereckis „Polnischem Requiem“ unter der Leitung des Komponisten war die konzertante Aufführung einer Wagner-Oper ein weiterer geplanter Höhepunkt des diesjährigen Brucknerfestes. „Das Rheingold“ sollte zur prominenten Sängerbesetzung noch eine zusätzliche Attraktion erhalten: eine Visualisierung mit Licht und Laser durch die italienische Gruppe „Krypton“, die schon für das große Spektakel am Hauptplatz während der „Ars electronica“ verantwortlich war.Das Ergebnis entsprach keineswegs den
(Linz; Ars electronica) Im 767 Seiten starken, 350 Schilling teuren Katalog ist nachzulesen, um welch' einzigartiges Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft es sich bei der „ars electronica“ handelt, die jährlich im Juni in Linz stattfindet. Von lebendig und lustvoll ist die Rede, von Medienmystik und dem Prozeß der Neudefinition unserer Kultur. Doch in den meisten Veranstaltungen begegnete man blankem Dilettantismus, der mit Avantgardeanspruch schlecht bis gar nicht verbrämt werden konnte. Die großangelegten Auftragswerke im offenen Raum brachten entweder nichts Neues
(Brucknerhaus Linz; „Die lange Nacht des Erik Satie“) All-round-Genie für die einen, Dilettant auf allen Gebieten für die anderen, ließ sich Erik Satie (1866-1925) schon zu Lebzeiten in keine bestehende Künstlerkategorie einordnen. In Linz wurde der originelle „compositeur de musique“ zum Sujet einer umfassenden Multimedia-Schau gemacht.Bruckner- und Stiftersaal, die Foyers und die beiden Restaurants waren Schauplätze für Ballett, Orchesterstücke, Klaviermusik, Film, Chanson, Pantomime und Rezitation. Die Besucher sahen sich einer überbordenden Fülle an Ideen und einem
(Landestheater Linz; „Die Fastnachtsbeichte“ von Giselher Klebe) Zwischen den beiden Polen der Atonalität und der Harmonik, auf dem Gerüst der zwölfTöne, findet Giselher Klebes Musik dieser österreichischen Erstaufführung statt: aufregend, heterogen, vom Gregorianischen Choral bis zum Karnevalslied aus dem musikalischen Kosmos schöpfend.Lore Klebe hat Carl Zuckmayers Erzählung „Die Fastnachtsbeichte“ zu einem Libretto in zwölf Szenen umgeschrieben, deren Wechsel von düsteren Schauplätzen und heiterem Karnevalstreiben den Zuschauer in eine spannungsgeladene Atmosphäre
(Landestheater Linz; „Das haltst im Hirn net aus“ von Volker Ludwig und Detlef Michel) Reinhold Aumaier hat die „Schnauze“ der Autoren zur (ober-)österreichischen „Goschen“ umgeschrieben, und eine solche wird in dieser österreichischen Erstaufführung jedem über dreißig angehängt, sofern es sich nicht um die verständnisvolle Frau Lehrerin handelt, die ihren Hauptschülern den bösen Kapitalismus erklärt.Vor dem tristen Hintergrund der Jugendarbeitslosigkeit wird popig und frech auf die Nöte von Schulabgängern hingewiesen, deren „No future“-Gesinnung zwischen Klasse,
(Landestheater Linz, Theaterkeller Ursulinenhof; „Wie du“ von William M. Hoffman) Das aktuelle Stück zum aktuellen Thema - wie schon bei Gabriel Baryllis Hainburgstück haben die Theaterverantwortlichen rasch reagiert, um sich die Rechte für die Aids-Reportage W. M. Hoffmans zu sichern. Aids, die neue Seuche, die Unsicherheit, Angst und eine weitere Isolation von Randgruppen ausgelöst hat, wird in dieser österreichischen Erstaufführung im Homosexuellenmilieu abgehandelt.Der Einblick in dieses Milieu ist für den Nichtbetroffenen bei allem Ringen um Verständnis stets auch mit Abscheu
(Landestheater Linz; „Zufällig eine Frau: Elisabeth" von Dario Fo; österreichische Erstaufführung) Ein Ungeheuer stürzt auf die Bühne, häßlich, alt, hysterisch, gierig und unendlich einsam: Englands Elisabeth I. Der italienische Dramatiker Fo schildert die Frau auf dem Gipfel der Macht gleichzeitig schreckverbreitend und angsterfüllt und benützt dazu seine gewohnt drastischen Theatermittel. Nichts Leiblich-Unappetitliches, das nicht vorkäme, Komik, Outrage, Uberzeichnung.Doch plötzlich kippt das Stück von der Farce zur Tragödie, worauf sich gähnende Langeweile breitmacht.
(Landestheater Linz; „Philok-tet“ von Heiner Müller.) Gerne greift der wortgewaltige Dramatiker Heiner Müller auf Personen Shakespeares oder der antiken Tragödie zurück, um Heutiges deutlich zu machen, so auch in „Philoktet“.Der berühmte Bogenschütze aus dem trojanischen Sagenkreis wird seiner übelriechenden Wunden wegen auf Lemnos ausgesetzt. Odysseus und der Achilles-Sohn Neoptolemos versuchen nach einem Jahrzehnt, ihm den strategisch wichtigen Bogen mit List und Tücke zu entwenden. Psychologisch interessanteste Figur ist der Jüngling Neoptolemos, hin- und hergerissen
(Internationales Brucknerfest Linz) Ein gedrängtes Programm bot das heuer von vier auf drei Wochen verkürzte Brucknerfest. Des Kriegsendes vor vierzig Jahren wurde im Schlußkonzert gedacht: Benjamin Brittens „War Requiem“ erlebte eine beeindruckende Wiedergabe durch die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, das Philharmonia Vocal-ensemble Stuttgart und den Böb-linger Kinderchor unter Leif Se-gerstam. Die Solisten Kari Lö-vaas (Sopran), Werner Hollweg (Tenor) und Bernd Weikl (Bariton) setzten die Glanzpunkte der Aufführung.Wenig Aussage fand man dagegen im von Jean Sarelli
(Landestheater, Linz; „Hamlet“ von William Shakespeare) Das Interesse war groß. Wie heutig würde das Stück inszeniert werden? Wie sehr ist Hamlet einer von uns? In der Inszenierung von Klaus-Dieter Wilke spielte der junge Franz-Robert Ceeh den Dänenprinzen, der gegen das Unrecht an der Spitze des Staates vorgehen will, aber nicht weiß, mit welchen Mitteln. Ceeh gab einen aufgeregten, fahrig-nervösen, düsteren und zerrütteten Hamlet mit deutlich inzestuöser Mutterbindung. Damit wurde nur einer Facette des Stückes entsprochen, wobei die psychologi-sierende Interpretation durchaus
Das 200-Jahr-Jubiläum der Diözese Linz war der Anlaß, sich beim diesjährigen, im Rahmen des Brucknerfestes stattfindenden Bruckner-Symposion mit dem kirchenmusikalischenSchaffen des Meisters auseinanderzusetzen. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Othmar Wessely wurde sowohl Bruckners Verhältnis zur zeitgenössischen Kirchenmusik als auch das Vorfeld der Sakralmusik durchleuchtet. Wessely sprach davon, daß „sich gerade in katholischen Ländern Spätrenaissance, Frühbarock und Romantik, also scheinbar weit voneinander entfernte Stilwelten, gleichsam nahtlos die Hand reichen“. In
(Landestheater, Linz; „Die beiden edlen Vettern oder Feindschaft wider Willen” von Kurt Klinger) Kind dreier Väter ist dieses Drama im elisabethani-schen Stil, dessen sich nach Shakespeare und Fletcher nun auch Kurt Klinger angenommen hat. Scheinen im ersten Teil (Regie: Klaus-Dieter Wilke) die Rüpelszenen ausgewalzt und zu einer Art Mainzer Karneval auf Athener Boden umfunktioniert, gewinnt im zweiten Teil der Konflikt an Bedeutung. Das Rauschhafte der Leidenschaft, das die beiden zunächst in inniger Freundschaft verbundenen Vettern entzweit, stellt sich als übermächtig und wider
Das ehemalige Benediktinerstift Garsten beherbergt bis 27. Oktober die Oberösterreichische Landesausstellung über die Entwicklung der oberösterreichischen Kirche und des Bistums Linz.
(Landestheater Linz; „Kein Glück mit der Familie” von Jules Feiffer) Seinen grimmigen Humor gießt der amerikanische Karikaturist und Bühnenautor Jules Feiffer in dieser deutschsprachigen Erstaufführung über eine Scheinidylle: über die Familie, die Pein und Qual für jedes ihrer Mitglieder bereithält.Der Journalist Jake (Klaus von Pervulesko) steht im Mittelpunkt der Querelen: als Vorzeigekind seiner ehrgeizigen Eltern unter stetem Leistungsdruck, verliert er nicht nur die Freude am Job, sondern auch die Gesprächsbasis zu seiner Frau. Ein geliebtes gemeinsames Kind kann daran nichts
(Landestheater Linz; „Heilung” von Dieter B. Marell. Uraufführung) Wer mit dem System nicht konform geht, wer „sozialismusschädigende” Aktivitäten setzt, der wird für krank erklärt. Der Mißbrauch der Psychiatrie in der Sowjetunion ist das Thema des Stückes „Heilung” von Dieter B. Marell.In knappen zwei Stunden wird gezeigt, wie der Widerstand eines Menschen gebrochen wird, wie Insulinschocks und Psychopharmaka zum Zurechtbiegen, Weichmachen und Zerstören eines Nonkonformisten benutzt werden. Das Stück stützt sich auf dokumentarisches Material berühmter Dissidenten und
Ein Kunstbildband, der weit über den Rahmen des Üblichen hinausragt, liegt mit dem Werk „Alois Dorn — Ein Leben für Figur und Form” vor. Das vielseitige Schaffen des in Leonding bei Linz beheimateten, rastlosen Künstlers wird auf dreierlei Weise gewürdigt: durch Abbildung seiner Werke - das Umschlagbild mit dem Hauptportal der Pfarrkirche in Gallneukirchen deutet auf den Rang, den die Sakralkunst dabei einnimmt —, durch einen Essay des Kunsthistorikers Rainer Zimmermann und durch Texte von Gertrud Fussenegger, der Gattin Doms.Ein Briefwechsel des Paares, bestehend aus lyrischen
(Landestheater Linz; „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren" nach den Gebrüdern Grimm von Gertrud Fusseneg-ger) Rechtzeitig zum Grimm-Jahr 1985 hat Gertrud Fusseneg-ger ein Märchen dramatisiert, in dem es mehr um den Knaben mit der Glückshaut als um den Teufel geht. Alfred Stögmüller inszenierte die Abenteuer dieses Knaben, der erst zu guter Letzt dem Teufel die drei an Engelsvergangenheit gemahnenden Haare abluchsen muß, mit aller Ernsthaftigkeit, wie sie auch dem jüngsten Publikum zusteht.Dem prächtigen Spiel in phantasievollen Kostümen und Kulissen (Brigitte Erdmann) mit
(Landestheater Linz; „Nicht Fisch Nicht Fleisch" von Franz Xaver Kroetz). Der neue Kroetz beschränkt sich nicht mehr auf Zwischenmenschliches, wiewohl die Problematik seiner Mann-Frau-Beziehungen auch in diesem Stück breiten Raum erhalten hat. Im Mittelpunkt steht aber die aktuelle und beängstigende Entwicklung am Arbeitsmarkt, abgehandelt am Beispiel zweier Setzer, die von Blei- auf Fotosatz umsteigen müssen, wohl wissend, daß mit der neuen Technologie die Hälfte der Arbeiter überflüssig wird. Hermann und Edgar reagieren verschieden auf die neue Situation. Der eine paßt sich
(Theaterkeller im Ursulinen-hof, Linz; „Strafmündig" von Gerd Heidenreich, österreichische Erstaufführung) Nach dem „Lämmermann" von Ludwig Fels wieder ein leidender Jüngling der die in seinen Eltern verkörperte Generation nicht verträgt. Als Antwort ersticht Ted Merschrock, ein Kind aus vorgeblich heiler Familie, seinen Vater. Das Verhör des Sprücheklopfers Ted und blitzlichtartig beleuchtete Ausschnitte aus seinem Leben vor dem Mord laufen synchron ab.Herrscht zu Beginn noch Spannung im psychologisch geschickt aufgebauten Spiel, so flaut diese gegen Schluß ab. Das liegt am
Hermann-Bahr-Forscher aus Europa und Amerika beteiligten sich an einem von Margret Dietrich geleiteten Symposion, das dem .Jierrn aus Linz" gewidmet war. Einig waren sich die Forscher darüber, daß eine Bahr-Re-naissance eingeleitet werden müsse, um neue Zugänge zur Zeit der Jahrhundertwende zu gewinnen — die schillernde, vielseitige Gestalt Bahrs gilt als Seismograph dieser Epoche. Monika Meister sprach in ihrem Resümee der Veranstaltung sowohl von Unbehagen als auch von Faszination, die durch die Lektüre Bahrs ausgelöst würden.Unterschiedliche Meinungen gab es darüber, wie dieser
Wenn Erwin Ringel bei der Eröffnung von „Ars Elektronica" und Brucknerfest gegen Versachlichung und Entpersönlichung sowie für Gefühl und Musik stritt, so war er, was die eine Hälfte des Festes betrifft, bei der falschen Veranstaltung. Denn was sich bei der lrArs Elektronica" an Kälte und Unpersönlichem tat, suchte seinesgleichen. Angefangen von Isao Tomitas sicherlich eindrucksvollem Laser-Licht-Klang-Spektakel „Das Universum" über Weibels ,J)er künstliche Wille" bis zu Bogner-mayr/Zuschraders ,J3ergpre-digt": überall Gigantomanie und der zum Operator zurückgedrängte
Bürgerinitiative im Mühlviertel schafft Zentrum für UmweltschutzWenn Bürger initiativ werden, muß es nicht darum gehen, etwas zu verhindern. In der Mühlviert-ler Gemeinde Kefermarkt, berühmt durch den gotischen Flügelaltar in der Pfarrkirche, hat sich ein Verein zur Rettung des Schlosses Weinberg konstituiert. Die Mitglieder des Vereines, an ihrer Spitze der Bezirkshauptmann, haben bereits mehr als 11.000 Arbeitsstunden aufgewendet, um das 1304 erstmals urkundlich erwähnte Schloß aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Nun hat das Land Oberösterreich 500.000 Schilling als
(Theaterkeller Ursulinenhof, Linz; „Lämmermann" von Ludwig Fels. Österreichische Erstaufführung) Befrachtet mit allem, wogegen die Wut reicht, hatLudwig Fels sein Stück von Lämmermann, dem Unangepaßten, dem Versager, dem Aussteiger. In ihm spiegelt sich die hoffnungslose junge Generation, während die Alten unbelehrbar, faschistoid und inhuman gezeichnet sind. Gewiß ein sehr subjektives Bild, aber eindrucksvoll in seiner Deutlichkeit und Härte.Lämmermann träumt vom Märchenland, von Taschkent und Samarkand, er bäumt sich auf gegen den Lebensstil seiner Eltern, die ihm als
Als Leihgaben sind Kunstschätze aus ehemals zu Reichersberg gehörenden Klöstern und Pfarren zu sehen, ein Höhepunkt der Ausstellung sind die barocken stuckverzierten Stiftsräume selbst.
(Landestheater Linz; „Eisenherz" von Gerlind Reinshagen) Die kleine Genugtuung der Theaterleute, eine österreichische Erstaufführung herausgebracht zu haben, zählt in dem Augenblick nicht mehr, wenn das Stück durchfällt, was mit Reinshagens Bürogeschichte in Linz wohl geschehen ist. Ein Stück, das zwischen den Zeilen stattfindet, von Andeutungen lebt und dessen Kunst-Sprache leichter von den Schauspielern als vom Publikum zu bewältigen ist.Ellinor Bublitz, der Titelheldin, gelingt die Lösung von Drogensucht und Büro, die verbliebenen Angestellten sehen einer ohne sie noch
(Landestheater Linz, Theaterkeller Ursulinenhof: „Der Wetterpilot" von Gert Heidenreich) Etwa eine Stunde vor dem Ab-wurf der Atombombe über Hiroshima durchflog eine Maschine zum Feststellen der Wetterlage den japanischen Luftraum. Pilot war Claude R. Eatherly. Dessen Briefwechsel mit dem Wiener Philosophen Günther Anders wurde berühmt und diente Gert Heidenreich als Grundlage für sein Stück, das jetzt in Linz seine österreichische Erstaufführung erlebte.Heidenreich stellte den Wetterpiloten selbst nicht auf die Bühne, sondern seinen Wärter in der Kriegsmüden-Anstalt in Waco. Die
Fährt man vom Linzer Hauptplatz kommend, über die Nibelungenbrücke in Richtung Urfahr, empfängt einen „drüben" ein unerfreulicher Anblick. Während linker Hand das neue Verwaltungsgebäude der Stadt wächst und wächst, bietet sich rechts ein Bild des Zerfalls. Verlotterte Fassaden, Einschüsse, die noch aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges stammen, und die grellviolett gef arbeite Front eines Sexshops stechen ins Auge.Die Besitzer der Häuser für diesen Zustand verantwortlich zu machen, wäre zu einfach, denn seit 45 Jahren gibt es für sie ein Bau- und Renovierungsverbot.Nun liegt
(Landestheater Linz, „Der Untergang” von Walter Jens, österr. Erstaufführung) Walter Jens, Altphilologe, Rhetoriker und aktives Mitglied der bundesdeutschen Friedensbewegung, hat die „Troerinnen” des Euripides nicht bloß übersetzt. Sein Stück ist eine sprachgewaltige Absage an den Krieg und seine Helden, die Botschaft lautet: es gibt keine Sieger.Die Linzer Aufführung begann faszinierend. Vor dem Schauplatz des zerstörten Troja warten die dem Gemetzel entronnenen Frauen auf ihr Schicksal durch Griechenhand, Kassandra weissagt den Schlächtern Fürchterliches. Nach dem
(Landestheater Linz: „Der Botschafter“ von Slawomir Mrožek) In Warschau genügte der Inhalt des Stücks, um den Autor 1981 in Ungnade zu stürzen. Bei der österreichischen Uraufführung in Linz konnte so mancher geistreiche Dialog nicht darüber hinwegtäuschen, daß dramatische Elemente weitgehend fehlen. Durch einen Asyl erbittenden Flüchtling wird der westliche Botschafter in einem Ostblockland gezwungen, die Begriffe Ehre und Pflicht auf den Prüfstand zu stellen. Der Sonderbeauftragte der Ostmacht arbeitet mit Psychoterror, um den Botschafter zur Herausgabe des Abtrünnigen zu
(Landestheater Linz; „Das Haus der Temperamente“ von Johann Nestroy) Die Mauern eines Hauses als Koordinatenkreuz für vier Familien unterschiedlichen Temperaments: Vater Braus mit Sohn, Tochter und Jugendfreund cholerischen Charakters, Vater Fad mit phlegmatischem Anhang, die melancholische \Sippschaft des Herrn von Trüb und die sanguinische des Herrn von Froh.Zwischen den Jungen wirken Adhäsionskräfte trotz gegensätzlichen Empfindens, und nur ein Intrigant vom Format des Barbiers Schlankei kann die Verheiratung der Töchter mit den väterlichen Freunden verhindern.Dieses mathematisch
Anders als die Bundestheater sind die Landesbühnen finanziell nicht durch ein Gesetz abgesichert. Das Beispiel des Linzer Landestheaters mit seinen drei Spielstätten macht deutlich, welche Beträge das Land Oberösterreich und die Stadt Linz jährlichaufzuwenden haben. Bei einem Gesamtbudget von 140 Millionen Schilling müssen 120 Millionen an Subventionen zugeschossen werden, davon zahlt der Bund rund 20 Millionen, den Rest tragen Stadt und Land.Die obersten Kulturbeamten aller Lager sind sich darin einig, daß man an der Grenze der Finanzierbarkeit angelangt ist. Sparappelle fruchten
(Landestheater Linz, Theaterkeller im Ursulinenhof: „Weihnachten an der Front", Jeröme Savary) 1916. Feuerpause in Ver-dun. Im rechten Schützengraben versuchen drei deutsche, im linken drei französische Soldaten Weihnachten zu feiern. Die Feinde verbrüdern sich und geben in einer Art filmischer Rückblende Einblick in ihr Leben vor dem Krieg.Savary, Schauspieler, Musiker und Prinzipal des „Grand Magic Circus" hat ein in mancherlei Hinsicht respektloses, aber stets treffsicheres und Betroffenheit auslösendes Stück verfaßt. Die österreichische Erstaufführung in Linz wurde
(Landestheater Linz, „Der Belagerungszustand” von Albert Camus) Bei der Uraufführung 1948 waren Pest und Tod in Naziuniformen gekleidet, 1982 trugen sie futuristische Silberanzüge, doch die Bezüge zum heutigen Totalitarismus ließen sich unschwer herstellen.Die Regie von Erwin Bigus wies auf das polnische Unrechts-Regime hin, weckte aber auch alle latenten Zuschauerängste in Bezug auf Atomkrieg, Zerstörung des Lebensraumes und Unterdrük-kung jeglicher Art. Bei Camus siegt und stirbt schließlich der seine Angst überwindende Neinsager Diego; Klaus von Pervules-ko verlieh ihm
(Ars Electronica'82, Linz). Heuer erstmals als Biennale veranstaltet, hat die Ars Electronica die oberösterreichische Landeshauptstadt eine Woche lang in Bewegung gehalten. 10.000 Besucher bei der Stahloper, 30.000 bei der „Linzer Klangwolke” sind neben der offenen und bejahenden Stimmung, die man allenthalben vorfindet, ein Beweis dafür, daß die Bevölkerung den groß angelegten — und teuren — Experimenten positiv gegenübersteht.Vom künstlerischen Aspekt betrachtet, gab es Enttäuschungen wie auch positive Überraschungen. Erwiesen sich die Sky Events der Sky Art '82 und der
Mehr als siebzig Jahre lang hat Peter Roseggers Waldschule, für die der steirische Dichter mit großem Einsatz kämpfte, ihrem eigentlichen Zweck gedient. Seit dort infolge Schülermangels nicht mehr unterrichtet wird, ist man am Alpl darangegangen, in dem Haus ein Wanderund Schulmuseum, sowie eine weitere Rosegger-Gedenkstätte einzurichten.Auf das im Frühjahr eröffnete Wandermuseum ist man mit Recht stolz, handelt es sich dochum das erste der Welt. Kustos Berti Petrei, Volkskunde-Professor aus Klagenfurt, hat mit Liebe und System verschiedene Dokumente aus der Geschichte der
(Landestheater Linz: „Agonie oder das Sterben der Rosa B.” von Peter Slavik) Daß es Mißstände gibt, die selbstverständlich aufgezeigt werden sollen, darf nicht zur Diffamierung ganzer Berufsstände führen. So geschehen in Peter Slaviks .ur auf geführtem Stück, das der Autor in einem „Krankenhaus in der Börse” ansiedelt, womit er die Verquickung von Profitgier und medizinischem Auftrag anschaulich machen will. Das ist gründlich mißglückt.Die hektischen Auftritte von Börsenmaklern, Pharmazievertretern und anderen Geschäftsleuten, meist in aufdringlich lauter Showform, wirken
(Landestheater Linz, „Stinkwut" von Fitzgerald Kusz.) Eine Handvoll Bürgerinitiativler hatte kranke und abgestorbene Bäume vor den Kammerspielen aufgestellt, und der Linzer Bürgermeister hatte sich im vorhinein schon unwillig über das Stück geäußert.„Stinkwut", so mußte man meinen, sei auf Linzer Verhältnisse maßgeschneidert. War's aber nicht, denn der Autor Fitzgerald Kusz hat ein derart laues und durch Blödelei verharmlosendes Stück geschrieben, daß der böse Bezug zur Realität auf der Strek-ke blieb.Nachdem es draußen immer ärger stinkt, kommt der Familienvater
(Landestheater Linz; „Der Sponsor" von Ira Lewis) Ein Schauspieler, herabgekommen, halb verrückt und von einer Hilfsorganisation ins Altersheim abgeschoben, erreicht nach vielen vergeblichen Versuchen, Kollegen zu mobilisieren, seinen ehemaligen Regisseur, nunmehr Kritiker und Dozent. Zwischen den beiden alten Männern entspinnt sich ein Dialog, der sowohl witziger als auch ergreifender Momente nicht entbehrt. Soviel zum Stück, das seine österreichische Erstaufführung im Theaterkeller Ursulinenhof erlebte.Trotz des bedingungslosen Ein-satzes der Schauspieler — besonders Hubert
(Landestheater Linz, „Operette" von Witold Gombrowicz) Ein böses Stück. Ein skurriles Spiel. Anfangs schuheleckende, später revoltierende Lakaien werden aggressiv einer leicht debilen, aber schwer verunsicherten Adelsgesellschaft gegenübergestellt — und das in großer, perfekt in Szene gesetzter Operettenaufmachung. Gombrowicz ist in dem Stück die Demaskierung ideologischer Phrasen jeglicher Herkunft gelungen, und im nackten Albertinchen, das alle großen Roben ablehnt, sieht er die Verkörperung des Schönen und Reinen.Auf diesem glatten, doppelbödigen Parkett ließ Erwin Bigus
(Landestheater Linz: „Rose" von Andrew Da vies) Selten ist das Thema Emanzipation mit soviel Witz abgehandelt worden wie in „Rose", einem Stück, das seine österreichische Erstaufführung im Theaterkeller Ursulinen-hof erlebte. Wenn auch eine Bewußtseinserweiterung in bezug auf die Frauenfrage ausblieb, so konnte man sich doch glänzend unterhalten an den geistreichen Mono- und Dialogen aus dem Leben einer modernen Frau.Gesine Lübke eroberte mit ihrer natürlichen und schwungvollen Darstellung der Rose die Sympathien der Zuschauer von Beginn an: Rose ist Mittdreißigerin, Lehrerin an
(Landestheater Linz: „Der Lügner" von Carlo Goldoni) Zum Auftakt der Lihzer Theatersaison hielt man sich an Bewährtes -Goldonis reformierte Komödien haben Kraft und Saft und unterhalten ohne zu belasten. Wer möchte sich schon mit dem Lügner Lelio identifizieren?Regie (Jörg Buttler) und Schauspieler konzentrierten sich dann auch auf das Komödiantische und lieferten eine schwungvolle, fröhliche Aufführimg. Den in seinem Lügengewebe versponnenen Lelio spielte Klaus von Pervulesco, der besonders die innere Schwächlichkeit der Figur ans Licht brachte. Sowohl von der Darstellung als
(Landestheater Linz, „Aus der Fremde“ von Ernst Jandl) Fröhliche Erstaufführung feierte nun Ernst Jandls „Sprechoper“, mit viel Erfolg beim vergangenen Steirischen Herbst uraufgeführt, im Linzer Theaterkeller Ursulinenhof. Fröhlich deshalb, weil das Stück nur so strotzt vor Selbstironie und hintergründigem Humor des Autors. Die Regie Karlheinz Büchis betonte diese Facetten des Werks, so daß es für die Zuschauer viel zu lachen gab.„Die Chronik der laufenden Er- eignislosigkeit“, wie Jandl das Stück im Stück nennt, schildert aus- schnitthaft die komplizierte
(Landestheater Linz; „Die Vorladung" von Werner Stangl und „Monte Carlo" von Kurz Franz.) Die beiden siegreich aus dem Dramenwettbewerb des Landestheaters hervorgegangenen Nachwuchsdramatiker Stangl und Franz wurden im Theaterkeller Ursulinenhof dem Publikum vorgestellt. Stangls Einakter „Die Vorladung" beschwört eine Welt der totalen staatlichen Steuerung nach Orwellschem Muster im Rahmen von Sartres „Geschlossener Gesellschaft". Die acht willkürlich vorgeladenen und in einen Raum gesperrten Personen der Handlung bekennen sich nach anfänglichen Ausfällen gegen
(Landestheater Linz: „Kasimir und Karoline" von ödön von Hor-väth) Ambition und Bemühen kann man dem Linzer Theaterleben im Umgang mit ödön von Horväth nachsagen. Nach der gelungenen Realisierung von „Glaube, Liebe, Hoffnung" wurde mit Kasimir und Karoline nun wieder ein Stück auf die Bühne gestellt, das in der beklemmenden Demaskierung von Rollenbildern und Klischees seinesgleichen sucht.Die Regie (Klaus-Dieter Wilke) arbeitet das Entlarvende der Sprache gründlich heraus und wird unterstützt von einem hauptsächlich mit Vorhängen variierten Bühnenbild (Brigitte
(Landestheater, Linz; „Hamlet in Unterschlammdorf' von Ivo Bre-schan) Ein Volksstück vor dem Hintergrund des sozialistischen „Arbeiterparadieses”, in dem Korruption und unsaubere Machenschaften mindestens ebensogut gedeihen wie in westlichen Demokratien, präsentierten die Linzer Kammerspiele als letzte Premiere der Saison. Das Stück macht in fünf Bildern Funktionärsdenken deutlich, das sich an einer Laienaufführung des Shakespeareschen Hamlet spiegelt. Jörg Buttler inszenierte deftig in der sparsamen, aber gut getroffenen Ausstattung von Heinz Köttel. Reinhardt Winter verstand
(Landestheater, Linz) Eines heimischen Dramatikers hat sich die Landesbühne wieder einmal angenommen: im Theaterkeller Ursuli-nenhof wurden „Die Unerlösten” von Franz Josef Heinrich uraufgeführt. Was das Drama spannend, bedrückend, beeindruckend macht, ist das Wissen um den Wahrheitsgehalt, um die Authentizität, die ihm zugrunde liegen.Heinrich nahm den Besuch Papst Pauls VI. in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota zum Anlaß, das Leid und Elend der Unterdrückten zu schildern. Damals, 1968, hatte der Papst von einer reichen Dame ein Prunkgewand erhalten-die Näherinnen des goldenen
(Landestheater, Linz) Vier Französinnen, Eliane und Martine Boeri, Eva Darlan und Chantal Pelletier haben ein Stück zum Thema Frauenemanzipation geschrieben und damit einen Sprühregen an witzigen Einfällen geschaffen. „Ist doch kein Leben, das Leben, das wir leben", seit 1978 en suite im Pariser „Theätre de la Fontaine" gespielt, gelangte nun im Theaterkeller Ursulinen-hof zur deutschsprachigen Erst-aufführung. Regisseur Erwin Bi-gus lieferte eine sehr österreichische Bearbeitung des deutschen Textes, bei der er sich keinen Gag entgehen ließ. Das Spiel von der
(Landestheater, Linz) In den Kammerspielen hatte „Frühlings Erwachen", Frank Wedekinds Kindertragödie, Premiere. Der' Vorwurf an die Gesellschaft, mit den Kindern nicht reden zu können, trifft auch 90 Jahre nach Entstehen des Stückes ins Mark - die steigende Selbstmordrate und zunehmende Drogenabhängigkeit der Jugendlichen sprechen ihre eigene -Sprache. Ulrich Hoffmanns Inszenierung ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, mit bestechender Logik rollte das Spiel ab: Unwissenheit, Verführung, Schwangerschaft, Abtreibung, Tod auf der einen Seite, Schulschwierigkeiten,
Mit „Theater und Kritik" hatte man für den Auftakt des Linzer Theaterstammtisches ein brisantes Thema gewählt. Erstmals saßen sich jene, die Theater machen, und jene, die sich anmaßen, das Ergebnis zu kritisieren, mit umgekehrten Vorzeichen gegenüber. Die Kritiker mußten Rede und Antwort stehen, sich quasi rechtfertigen und wurden dabei von den Schauspielern nicht mit Glacehandschuhen angefaßt.Dennoch kristallisierte sich im Laufe des lebhaften Gesprächs heraus, daß es ein spezifisches Linzer Klima gibt, und daß es sich hiebei um ein sehr mildes Klima handelt. - Bier und
(Landestheater Linz) Nach einem etwas mühsamen Beginn, den man wohl auf das Konto der allgemeinen Premierenspannung schreiben kann, stellte sich im Großen Haus des Linzer Landestheaters Nestroy-Atmosphäre ein. „Einen Jux will er sich machen", förderte hintergründigen Nestroyschen Witz und weise Weltschau zutage.Gastregisseur Bruno Felix legte die Personen der Handlung mehr als Typen denn als Individuen an; einzige Ausnahme: der Hausknecht Melchior (Ernst Zeller), dessen ständige Fehlhandlungen trotz bester Absicht menschlich berührten. Gerhard Brössner stellte den grundsoliden
(Landestheater, Linz) Zweieinhalb Stunden Familienkrampf kann man derzeit an den Linzer Kammerspielen miterleben. Durchwegs schwierige Gäste bringen das Ehepaar Agnes und Tobias aus dem Gleichgewicht: Agnes' jüngere Schwester, die Alkoholikerin Claire, Tochter Julia, nach vierter gescheiterter Ehe wieder in den Schoß der Familie zurückgekehrt, und schließlich noch die Freunde Edna und Harry, die, von plötzlicher Angst befallen, nicht mehr nach Hause zurückkehren wollen.Aus dieser Konstellation bezieht Edward Albees Stück „Empfindliches Gleichgewicht“ die Spannung. In der
(Landestheater, Linz) Nach längerer Schnitzler-Abstinenz gelangte in den Linzer Kammerspielen „Professor Bemhardi“ zur Aufführung, ein Stück, das in seiner Problematik antiquiert wirkt. Zumindest blieb die Regie Alfred Stögmüllers Bezüge zur Gegenwart schuldig und ließ nur mühsam auf 40 Jahre später folgende Greuel schließen. Der Chirurg Bemhardi wird ein Opfer des wachsenden Antisemitismus im Wien der Jahrhundertwende, nachdem er einem Priester den Zugang zum Bett einer Sterbenden verwehrt hat. Ulrich Hoff- mann spielt einen Professor Bemhardi der großen Geste, passend zur
(Neue Galerie, Linz, bis 1. Dezember) Den neuen Dimensionen, welche die „Neue Galerie der Stadt Linz“ (Wolfgang-Gurlitt- Museum) mit ihrer Übersiedlung in den Hochhausriesen „Lentia 2000“ angenommen hat, entspricht auch die erste Ausstellung in der zur Zeit modernsten Galerie Österreichs. In den 3000 Quadratmeter umfassenden Räumen wird eine umfassende Schau des Spaniers Joan Miro - neben Chagall und Kokoschka einer der letzten noch lebenden Klassiker der Moderne - gezeigt. 41 Arbeiten des 85jährigen Meisters werden zum erstenmal der Öffentlichkeit präsentiert, da sie erst heuer
(Landestheater, Linz) Zwei österreichische Erstaufführungen und eine Uraufführung am Linzer Landestheater: gemeinsam war den drei Stücken nur, daß sie gut beim Publikum ankamen.Lauen Protest im vorhinein löste Oskar Zemmes „Heimatland“ aus, das in den Kammerspielen uraufgeführt wurde. Der am Landestheater als Beleuchter tätige Linzer Autor schuf eine Vision vom greisenhaften Hitler, der kurz vor seinem Tod zum Elterngrab nach Leonding zurückkehrt. Zumindest kommt diese Idee einer versoffenen Wirtshausinvalidenrunde beim Eintreffen eines unbekannten Alten. Zemme will deutlich
(Landestheater Linz.) Subtil durchgezeichnete Charaktere wurden den Zuschauern bei der Neuinszenierung von Arthur Millers „Tod des Handlungsreisenden“ präsentiert Der Fall des Willy Loman, der körperlich und seelisch ausgelaugt vor den Trümmern seiner Karriere steht, ist rund dreißig Jahre nach dem Entstehen des Stückes kein spezifisch amerikanischer mehr. Nachdem die „Wohlstandsgesellschaft“ aller Werte außer dem des Geldes verlustig gegangen ist, steht für den gefeuerten Handlungsreisenden nur noch der Weg zum Selbstmord offen. Durch die Lebensversicherungsprämie, so glaubt
(Landestheater Linz.) Ein Problem, das mit den Jahren an Brisanz nichts verloren hat, wird in Heinar Kipphardts 1964 uraufge-führtem Schauspiel „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ zur Debatte gestellt: Die Verantwortlichkeit des Wissenschafters für seine Erfindung. Der Physiker Oppenheimer, einer der „Väter der Atombombe“ stand 1954 tatsächlich vor einem Sicherheitsausschuß der amerikanischen Atomenergiekommission und mußte sich, nachdem er zwölf Jahre lang einflußreichster Berater der Regierung gewesen war, wegen seiner Kontakte zu Kommunisten verantworten. Kipphardt hat aus
Nach der französischen Romanvorlage „Colas Breugnon“ von Romain Rolland schuf der tschechische Dramatiker Pavel Kohout eine Figur, die mit Schläue gegen die Obrigkeit ankämpft, letztlich aber auch vor Mord und Brand nicht zurückscheut, wenn es um vermeintlicheGerechtigkeit geht. Seine Lebensfreude verliert Colas Breugnon auch in Pest- und Kriegszeiten nicht; die meiste Zeit - und das dauert bei eineriAufführungsdauer von zweieinhalb Stunden sehr, sehr lange - vergnügt er sich mit seinen Freunden. Dem ob seiner Arbeitsunlust zankenden Weib entflieht er mit seinem Enkelkind in die
In der kommenden Spielzeit feiert das Linzer Landestheater sein 175jäh-riges Bestehen. 1803 wurde das „Große Haus“ als intimes dreirängiges Logentheater auf der oberen Linzer Promenade, unweit vom Hauptplatz, erbaut. Nach grundlegenden Umbauten in den fünfziger Jahren hat es mit Sicherheit nur eines dazugewonnen, nämlich Plätze.Ansonsten ist man mit der von Clemens Holzmeister geschaffenen Lösung nicht recht glücklich. Außer der bereits 1940 erneuerten Bühne, dem Orchestergraben und dem Portal wurde alles verändert (die Logen wichen zwei freitragenden Baikonen),-die Chance, ein