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Ghetto-Theater

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(Landestheater Linz; „Ghetto“ von Joshua Sobol) Die „Innenaufnahme“ des Wilnaer Ghettos (gegründet 1941, liquidiert 1943) von Joshua Sobol hinterließ in Linz einen starken Eindruck. Die Mechanismen von kollektiver Angst und daraus resultierender Unterwerfung konnten in der Inszenierung des Wieners Erwin Ebenbauer deutlich gemacht werden, ebenso aber auch der Wille zum Uberleben, die Sehnsucht nach Schönem und die moralische Überlegenheit der Opfer.

Daß es daneben auch Profitgier und Verbrechen im Ghetto gab, verschweigt der Autor * nicht, mehr noch aber ist er an der Figur des jüdischen Lagerleiters Gens interessiert, der sich der Nazi-Maschinerie vorspannen ließ im Glauben, so könne er Menschenleben' retten. Die Schizophrenie seiner Position — Gens mußte immerhin 5000 Mitbürger zum Mord freigeben — wurde nicht ausreichend deutlich.

Der Gegensatz von Unterhaltung — das Stück spielt im Theater des Ghettos — und Todesangst ließ einem oft den Atem stocken.

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