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(Landestheater Linz; „Faust — Der Tragödie erster und zweiter Teil“ von Johann Wolfgang Goethe) Seit man gegen Ende der siebziger Jahre von dem Brauch abgekommen ist, auf der Bühne nur „Faust I“ zu spielen, haben sich immer wieder Theater an Goethes Lebens-Drama versucht. Nun ist in Linz dem Regisseur

Klaus-Dieter Wilke mit einem Großteil des Ensembles eine Deutung gelungen, die über den Deutsch-Nachhilfeunterricht hinausgeht.

Der erste Abend, mit der Gret-chentragödie im Mittelpunkt, machte deutlich, wie sehr die Norm der Menschlichkeit vom sozialen Zusammenleben geprägt ist. Günter Gräfenbergs Faust wirkte zunächst etwas bieder, die Polarität seiner „zwei Seelen in der Brust“ kam zu kurz. Im Laufe der beiden Abende steigerte er seine Leistung jedoch zur beeindruckenden Darstellung. Sein Faust, den Augenblick festhalten wollend und zum Sterben bereit, vermittelte Reife und Erfüllung.

Ihm zur Seite stand als hinreißender Mephisto Dirk Bender. Er konnte die Spannung über beide Abende durchhalten und wußte auch die schwachen Seiten der „Spottgeburt“ darzustellen. Deftig im ersten Teil, ästhetisch im zweiten fielen die Reisen ins Mythische, die Walpurgisnacht und die Begegnung mit der Antike in der Gestalt Helenas aus. Kurt Pint hatte einfache, zum Teil abstrahierende Bühnenbilder entworfen, Johannes Wetzler steuerte Klänge aus dem Synthesizer bei.

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