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Neue Wege

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Besonders originell ist's ja nicht, in Zeiten wie diesen einen Film über einen Berufsstand zu machen, bei dessen Erwähnung dem normalen Staatsbürger bloß Einschlägiges einfällt: Filz, Inkompetenz, Intrigantentum, Korruption.

Wenn aber ein ehemaliger Parlamentarier mit „total erlogenen Memoiren” eine Satire auf den österreichischen Politik-Betrieb versucht, dann verdient dieses Unterfangen besondere Aufmerksamkeit („... beschloß ich, Politiker zu werden”, 27. 1., FS1).

Paul Kaufmann, der Autor des gleichnamigen Romans, hat sich mit Anstand aus der Affäre gezogen. Ja, noch mehr: Im Gegensatz zu vielen Polit-Kabarettisten und professionellen Zeit-Kritikern blieb seine Karikatur des politischen Alltags selten an Klischees hängen. Bissig, aber nicht verletzend, liebevoll und doch mit bisweilen entwaffnender Ehrlichkeit, beschreibt da einer, der es wissen muß, die vielen Unwegsamkeiten einer Funktionärs-Demokratie.

Dieses Beispiel für die filmische Bearbeitung eines Zeit-Themas sollte Schule machen.

Wie wär's, wenn man den Günther Nenning einmal mit einem Drehbuchauftrag beteilt, mit einer satirischen Geschichte über den Alltag eines Berufs-Grünen?

Wie wär's, wenn der mannhafte Herbert Krejci seinen ständigen Kampf gegen den Untergang der abendländischen Kultur mit selbstkritischen parodistischen Elementen versetzt und zu einem unterhaltsamen Fernsehfilm bündelt?

Den neuen Wegen in der TV-Unterhaltung sind solcherart keine Grenzen gesetzt. Und ähnliche Versuche der eigenen Lebensbewältigung wären in ihrer Gesamtheit auch eine subtile Darstellung der österreichischen Seele.

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