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Neuer Molnär

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„Das Material ist von Franz Molndr, das Gerüst ist von mir“, so kennzeichnete György Sebestyen das Stück, das nun im Tiroler Landestheater uraufgeführt wurde. Texte des großen, 1952 in New York verstorbenen ungarischen Lustspieldichters hat Sebestyen zum Teil in Archiven und Handschriften gesucht und mit wenigen Veränderungen - es handelte sich schon um Dialoge - miteinander verbunden. Nun spielen vier Personen kleine Szenen, nehmen immer wieder andere Charaktere an, stehen in wechselnden Beziehungen zueinander, lassen aber auch das Typische erkennen: das des Lebensalters, denn ein Mann und eine Frau sind älter und erfahren, aber noch auf der Suche nach Liebesabenteuern und begehrenswert; ein Paar ist jünger, aber in der Regel aus der Naivität erwacht und nicht mehr unschuldig. „Mann und Frau“, wie der Titel des Textbuches lautet, stehen sich in Skizzen über die Liebe gegenüber, und dabei ist „Alles Komödie“, wie das Stück in Innsbruck heißt, ein geistreiches Stück, in dem vielfach bitter-süß, in der Regel blitzend pointiert, aber auch (bei allem lächelnden Pessimismus und bei allem Verständnis für die Schwächen der Menschen) immer nur spielerisch die Probleme oder Scheinprobleme einer vergangenen Gesellschaftsliteratur (wohl mehr als einer vergangenen Gesellschaft) behandelt werden. Fin de Siecle, liebenswerte Dekadenz, damit ist dieses eingängige und amüsante Werk gekennzeichnet.

Den Charakter des Vergangenen und des Uterarischen Spiels, auch mit Typen- und Handlungskonventionen, unterstrich in Innsbruck die geschmackvolle Jugendstildekoration (ein Rahmen mit wechselndem Hintergrundbild) von Peter Mühler. Ferry Bauer als Gastregisseur hat durch Auswahl von zehn aus den 16 Dialogen die Atmosphäre einheitlicher gestaltet („Die vorletzte Schlacht“ und „Ein Deutscher in Paris“ hätten sicher eine fremdartige Note gebracht), die Teile sehr geschickt durch das conferencierhafte Heraustreten eines Schauspielers verbunden und damit die. in „Dramaturgie“ angedeutete Rahmenfiktion verstärkt. Glänzend spielte Volker Krystoph den älteren Mann (Gustav), überzeugend in ihrer erfahrenen Weiblichkeit war Brigitte Schmuck als Valerie, doch auch Barbara Schalkhammer als Lisa und Christian Ghera als Alfred trugen den Abend mit.

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