Die Kirche in Osteuropa ist beunruhigt. Seit einiger Zeit muß sie hilflos zusehen, wie auch in Warschau, Prag und Budapest kahlgeschorene Hare-Krishna- Mönche, Moon-Prediger und Bhagvan-Jünger immer mehr junge Menschen geschickt in ihren Bann ziehen.
Ein religiöses „New Age" im Osten?
Kirchliche Fachteute rechnen bereits mit Tausenden neuen Sek- ten und Gruppierungen, die in Osteuropa planmäßig zu missio- nieren beginnen. Allein im ka- tholischen Polen schätzt man die Zahl der Anhänger (pseudo)- religiöser Bewegungen bereits auf 100.000.
Mit dem Zerfall des kommuni- stischen Herrschaftssystems zer- fielen auch die Strukturen östli- cher Prägung: Hie Kirche, da atheistischer Staat. DerBudwei- ser Bischof Miroslav Vlk jeden-
falls scheint noch der alten Zeit nachzutrauern, als die kommu- nistische Verfolgung der Kirche stets regen Zulauf sicherte. Aber heute, so Vlk kürzlich in einem Fernsehinterview, „fällt alles auseinander".
Ist die Kirche durch die verän- derte Situation unsicher gewor- den ?
Oder hat sie jetzt nicht viel mehr die Chance, aus ihrer leid- vollen Vergangenheit zu lernen, bei der Jugend neue Anziehungs- kraft zu gewinnen? Dann braucht sie auch den Einfluß der Sekten nicht zu fürchten. Ist deren Glau- be und Faszination etwa stärker als die der Kirche?
Sich selbst oder anderen die Zeit der Verfolgung zurückzu- wünschen, kann wohl nicht der Weg sein. Nach Jahrzehnten des Widerstands muß sie sich nun in der Freiheit bewähren.