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„New-Age-Theologe" eckt an

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San Franzisko: Matthew Fox, Dominikaner und Begründer einer neuen theologischen Schule in den USA, der populären „Schöpfungs-Spiritualität", wurde von seiner Ordensleitung in Rom aufgefordert, innerhalb weniger Wochen in seine Heimatprovinz nach Chicago zurückzukehren, andernfalls er einen Ausschluß aus dem Orden zu erwarten habe.

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San Franzisko: Matthew Fox, Dominikaner und Begründer einer neuen theologischen Schule in den USA, der populären „Schöpfungs-Spiritualität", wurde von seiner Ordensleitung in Rom aufgefordert, innerhalb weniger Wochen in seine Heimatprovinz nach Chicago zurückzukehren, andernfalls er einen Ausschluß aus dem Orden zu erwarten habe.

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Der von seinen Kritikern salopp als „New-Age-Theologe" eingestufte katholische Geistliche hat nicht zuletzt deshalb internationales Aufsehen erregt, da er seit vielen Jahren in dem von ihm gegründeten „Institut für Kultur und Schöpfungs-Spiritualität" am renommierten Holy Name College in der Nähe von San Francisco, Kalifornien, die Hexe Starhawk beschäftigt.

Der derzeitige Streit zwischen dem bekannten Theologen und seinem Orden steht nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit einer theologischen Verurteilung seines Werkes oder der physischen Nähe zu dem von Frau Starhawk praktizierten Hexenkult. Die Ursache dafür liegt in der jahrelangen Weigerung von Matthew Fox, für seine Heimatprovinz zur

Verfügung zu stehen. Seine Provinz verlangt einen Beweis seines Gehorsams und will, daß er seine Seelsorgeaufgaben aus der Mitte der Ordensgemeinschaft heraus erfüllt, und den engen theologischen Dialog mit seinen Mitbrüdern sucht.

Matthew Fox wäre es freigestanden, seine Vertragsverpflichtungen gegenüber seiner Universität zu erfüllen. Zuletzt erhielt er von seinem Provinzial Ende Jänner die ultimative Aufforderung, sich in Chicago einzufinden, der Fox jedoch nicht nachgekommen ist. Die Provinzleitung hat danach Anfang Februar ein formales Ausschlußverfahren in Rom beantragt, das von Matthew Fox in einer ausführlichen Stellungnahme angefochten wurde. Darin bat er um eine Übertragung seiner Ordensgelübde auf die Provinz in Holland, in der er, wie er betonte, breite Unterstützung und Verständnis für sein wissenschaftliches Wirken in Kalifornien finden würde.

Matthew Fox versucht in seinem theologischen Schaffen die Anliegen der Umwelt- und Frauenbewegung, der Befreiungstheologie und des „Paradigmenwechsels" der New-Age-Bewegung für einen katholisch-theologischen Diskurs fruchtbar zu machen. Dabei knüpft er bei der Mystik von Meister Eckhart und Hildegard von Bingen an, und will das „Geheimnis" (die Mystik) der Schöpfung und des „Kosmos" für ein modernes spirituelles Bewußtsein wiederentdecken.

Fox dehnt die in der Befreiungstheologie getroffene soziale „Option für die Armen" auf die „seelische Verarmung" der „ersten Welt" aus -zum Unterschied von der „körperlichen Verarmung" des Rests der Welt. Die fortschreitende Umweltkrise des Westens gehe nicht allein auf das kapitalistische Wirtschaftssystem zurück, das den Menschen in seinem spirituellen Wohlbefinden mißhandle, sondern auf eine „geistige Krankheit" der Menschen, die nur mit einer „mystischen" Neuentdeckung der Wirklichkeit geheilt werden könne.

Die theologischen Schriften von Matthew Fox wurden nach heftigen Auseinandersetzungen um seine Person 1988 von einer Theologenkommission des Dominikanerordens überprüft, die darin jedoch keine „gravierenden Mängel" fand.

Trotzdem verfügte der Orden 1988/ 89 - auf Drängen der Glaubenskongregation in Rom - über Fox ein „Schweigejahr", in dem er sein jüngstes Buch, „Spiritualität der Schöpfung", verfaßte.

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