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Zu einem kleinen „Handbuch feministischer Pastoral" ist die Diplom-Arbeit der Wiener Theologin Veronika Prüller gediehen. Eine Praktikerin richtet sich an Praktikerinnen: Mit einer sorgfältig recherchierten Bestandsaufnahme sämtlicher Ansätze - Projekte und Studien - einer femini-stischen Pastoral im deutschen Sprachraum, inklusive eines Porträts der US-amerikanischen „Frauenkir-chen"-Bewegung; mit einer knappen, übersichtlichen Einführung in die theoretischen Grundlagen, die feministische Theologie -dem Laien leicht verständlich in „Schlüsselworte" aufgelöst; und zuletzt mit einer Fülle von konkretisierten Bildern und Visionen einer trauen- und menschengerechten Kirche, die zu neuem Leben in der je eigenen christlichen Gemeinde anregen wollen.

Veronika Prüller wird dem Anspruch feministischer Theologie nicht zuletzt dadurch gerecht, daß sie ihre eigenen Erfahrungen mit Frausein und/in Kirche in die Quellen ihrer Arbeit miteinbezieht. Ihr Credo mündet in ein Wort der Schweizer Theologin MargaBührig: „WirFrauen sind

Kirche - worauf warten wir noch?" In diesem Sinne ermutigt die Autorin, Schritte auf eine Befreiung aus dem Patriarchat und eine umfassende Erneuerung von Kirche hin zu tun. Wo nötig, über eine Frauenkirche, „die sich erübrigen wird, wenn die volle Gemeinschaft von Frauen und Männern verwirklicht ist".

Ziel wird es sein, Raum zu suchen, der allen Ausgegrenzten Platz und Stimmrecht gibt, eine Sprache, die Frauen einschließt, eine Konfliktkultur, die auf Gewaltfreiheit und Solidarität basiert, eine Spiritualität, die den ganzen Menschen im Blick hat, eine Gemeinschaft unter den Gemeinden, die weniger über theologische Aussagen und theoretische Formulierungen denn über die Praxis der Befreiung hergestellt wird, eine Liturgie, die alte Symbole auf dem Hintergrund der heutigen Realität neu fruchtbar macht, eine Theologie, die dialogisch angelegt ist.

WIR FRAUEN SIND KIRCHE - WORAUF WARTEN WIR NOCH? Von Veronika Prüller. Herder Verlag, Freiburg/Basel/Wien 1992. 212 Seiten, öS 249,60.

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