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Nichts als Liebe

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Im Burgtheater wurden bis 1856 acht der dreißig Komödien von Pierre Chamblain de Marivaux gegeben, seither nicht eine. Nun, nach 121 Jahren, sieht man im Akademietheater, das ja zum Burgtheatengehört, das an dieser Bühne noch nicht aufgeführte „Spiel von Liebe und Zufall“, dessen Premiere heuer bei einem Gastspiel des Burgtheaters im Rahmen der Bregenzer Festspiele stattfand, worüber in der „Furche“ ausführlich berichtet wurde.

Erst in der allerletzten Zeit wird im deutschen Sprachbereich wieder Marivaux gespielt. Offenbar hatte man mehr als ein Jahrhundert kein Verständnis für die zu Moliėres Stücken so völlig gegensätzlichen Spiele dieses Rokokoautors, für seine Marivauda- gen, wie die Gegner seinen angeblich „unnatürlichen“ Sprachstil nannten, das antithetisch Zugespitzte, die ver feinerte Zierlichkeit, die schwebende Leichtigkeit. Der Altmeister der französischen Theaterkritik, der liebenswerte Robert Kemp, hatte, als er mit einer Marivaux-Inszenierung von Roger Planchon vor nicht ganz zwanzig Jahren nicht einverstanden war, erklärt: „Wer Marivaux verwundet, verwundet mich, verletzt ein Bild, das ich zäh verteidigen werde bis zu meinem Tod.“ Kurz danach starb er.

Nun, mit der Inszenierung von Leopold Lindtberg wäre Kemp gewiß einverstanden gewesen. Dieses federleichte Stück, in dem ausschließlich von Liebe gesprochen wird, wie es das wohl bei keinem anderen Autor gibt, findet mit Sylvia Manasund Helma Gautier, mit Dieter Witting, Rudolf Buczolich, Alexander Trojan und Florian Liewehr eine völlig der Wesensart dieser Komödie entsprechende Wiedergabe. KARL

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