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Nie mehr Bruderzwist!

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„Die Lehre aus der Geschichte: Politische Orthodoxie ist ein Übel und führt zu folgenschwerem Starrsinn. ... Daher gehe man nicht auseinander, sondern miteinander, besonders in ernsten und heiklen Zeitläufen. Nimmermehr ein sich hemmungslos zuspitzender Bruderzwist im Hause Österreich!“ Nach dieser Lehre erlebter Geschichte — zwei Weltkriege, ein Bürgerkrieg — hat der berufene Lehrer Ernst Koref gelebt und gewirkt. Jetzt ist der große alte Mann der österreichischen Sozialdemokratie — knapp vier Monate vor seinem 98. Geburtstag — gestorben.

Koref, ein Eisenbahnerkind, hat sechs Jahrzehnte seines Lebens Politik gestaltet. Als Abgeordneter zum Nationalrat in der Ersten wie in der Zweiten Republik, vor allem aber als Linzer „Bürgermeister des Aufbaues“ von Mai 1945 bis zu seinem Rück-' zug aus der Politik im September 1962. Von 1945 bis 1957 auch Vorsitzender der SPÖ in Oberösterreich, hat er gemeinsam mit Heinrich Gleißner das legendäre „oberösterreichische Klima“ geprägt.

Er war Sozialdemokrat im besten Sinn, hat „seiner“ in die Jahre gekommenen SPÖ kritisch „Reidealisierung“ statt „Reideo-logisierung“ empfohlen, hat vor jedem politischen Persönlichkeitskult — schon zu Bruno Krei-skys Zeiten — gewarnt: Er „artet in bedenklichem Maße aus, führt zur Vergötzung“.

Vieles, was man heute in der Politik so schmerzlich vermißt, war in Ernst Koref lebendig. Mit ihm ist ein großer Österreicher, nicht nur ein bedeutender Oberösterreicher, gestorben.

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