6911384-1981_10_12.jpg
Digital In Arbeit

Nietzsche - der ängstliche Adler

Werbung
Werbung
Werbung

Das Interesse am Denken Nietzsches hält unvermindert an. Hält man sich an Nietzsches eigenes Diktum: „Das Produkt des Philosophen ist sein Leben (zuerst, vor seinen Werken)“, dann überrascht es auch nicht, daß sich dieses Interesse immer wieder auch in neuen biographischen Darstellungen niederschlägt.

Nach Curt Paul Janz’ dreibändiger Nietzsche-Biographie 1978/79 hat nun Werner Ross unter dem Titel „Der ängstliche Adler“ eine Darstellung von Nietzsches Leben und Denken vorgelegt, die letzteres aus dem Grundkonflikt von Denkkühnheit und gesteigerter Sensibilität zu begreifen versucht.

Denkabenteuer größten Ausmaßes, die inzwischen für uns im Nihilismus der Umwertung der Werte, in Wille zur Macht und anderen Konzeptionen zum Teil in gewaltsamen Mißverständnissen Nietzsches Wirklichkeit erlangt haben, stehen mit Nietzsches ständigen Ängsten und Schwächegefühlen in einem grundsätzlichen Konflikt.

Exemplarisch wird dieser Konflikt etwa in der Gott-ist-tot-Proble- matik ausgetragen, in der die Ent- christlichung der Welt für Nietzsche selbst zum größten Schauder wird. Ross’ abschließendes Urteil versteht Nietzsche nicht allein als einen der genialsten Menschen des ausgehenden 19. Jahrhunderts sondern zugleich auch als einen Denker gegen den Zeitgeist. Die Folgen seines Wirkens sind nach dieser Meinung auch heute noch nicht abzusehen.

DER ÄNGSTLICHE ADLER - Friedrich

Nietzsches Leben. Von Werner Ross. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1980. 829 Seiten, öS 370,-

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung