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NS-Jugend

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Wenn der 1927 geborene Saarländer Ludwig Harig persönlich Erlebtes literarisch wiederbelebt, ist er am besten. Das hat er wiederholt bewiesen, zuletzt bei „Ordnung ist das ganze Leben" (1*6), das war der liebevoll ironische „Roman meines Vaters". Übertrumpft nunmehr der grandiosen NS-Reminiszenz „Weh dem, der aus der Reihe tanzt": ein „Roman", der aber authentisch erzählt, wie der Autor vom Schulbeginn 1933 an in weltanschaulich perfekte Dressur genommen wurde, erzogen zum strikten Glauben an eine niederträchtige Obrigkeit. Alles wird belegt mit typischen Redewendungen, Lied- und Sprechtexten und auch die größeren und kleinen zeitgeistigen Wortführer kommen als suggestiv agierende Verführer präzis zur Sprache.

Was da vorliegt, ist das Lehr- und Lesebuch über eine unverbrüchliche Gefolgschaft bis zum Zusammenbruch. Dann war auf einmal alles anders, aber der knappe Abschnitt über die Folgezeit verrät, wie leicht es „Belasteten" und „Minderbelasteten" nachher war, besagte Belastung los zu werden und wieder zu werden, was sie vorher waren - Berufsmitläufer. Das Idiom des Buches ist ein stilistisches Meisterstück.

WEH DEM, DER AUS DER REIHE TANZT. Von Ludwig Harig. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1990. 272 Seiten. öS 280,80.

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