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Nur ein Märchen

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(Schauspielhaus Graz; „Nathan der Weise“ von Lessing) Das weite Feld der Ausdeutungen, das dieses Denk-Spiel mit seinen Ideenträgern eröffnet, verleitet den Regisseur Peter Lotschak zu einem wahren Sammelsurium von Interpretationsmöglichkeiten, die - kaum verbunden - nebeneinander herlaufen.

Auf einer häßlichen Baustellenbühne wird die Teenager-Geschichte dominiert von einem ruppigen, spätpubertierenden Tempelritter (der „deutsche Bär“), der am Piani-no immer wieder eine Bach-Inven-tion klimpert (!), im Sultanspalast waltet ein mild-weiser Bassa Se-lim, ein antiklerikaler Ladenhüter ist der Patriarch als Hochhut-Stellvertreter; ein hilfloser Derwisch und die komische Alte Da ja komplettieren das Potpourri, bis die „allseitigen Umarmungen“ des Schlusses in Gestalt eines Kostümfestes die tolerante Verbrüderung relativieren und ins Theatermärchen verweisen. Aus den zahlreichen Regie-Versatzstücken schält sich dennoch recht unsentenziös die humanitäre Botschaft heraus - dank dem schlichten, bescheiden wissenden Nathan von Rainer Hauer.

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