7068777-1992_14_24.jpg
Digital In Arbeit

Österreichs erste Arztin

Werbung
Werbung
Werbung

Nicht nur für das „Illustrierte Extrablatt", das den Festakt durch seinen Zeichner auf der Titelseite festhalten ließ, bot die Mediziner-Promotion der Universität Wien am 2. April 1897 - vor 95 Jahren - eine Sensation. Zum ersten Mal stand eine Frau zwischen den bärtigen, bändergeschmückten Herren im Festsaal, Gabriele von Possanner, immerhin schon 36 Jahre alt, als sie diesen Triumph erleben durfte.

DieTochtereines Sektionschefs im Finanzministerium wollte wie ihr Großvater Medizin studieren - in Österreich war dies im ausgehenden 19. Jahrhundert nicht möglich. Nach der Extemisten-matura ging sie nach Zürich, mußte dort die Matura wiederholen, da die Wiener Prüfungen nicht anerkannt wurden, und promovierte 1893 zum Doktor der Medizin.

In der Schweiz hätte sie nun als Ärztin arbeiten können. Aber Gabriele von Possanner wollte zurück, wollte in Österreich arbeiten - und dieses Recht nicht nur für sich, sondern für alle Geschlechtsgenossinnen erkämpfen. Denn schon damals bestimmte das Staatsgrundgesetz von 1867: „Es steht jedermann frei, seinen Beruf zu wählen und sich für den selben auszubilden, wie und wo er will."

Es dauerte nochmals mehr als drei Jahre, bis sie alle behördlichen Barrieren und kollegialen Animositäten gegen die „lästige Person" überwunden und die Nostrifizierungsprüfungen abgelegt hatte. Der alte Kaiser selbst gab ihr grünes Licht - er verstand das Argument, daß die muslimischen Frauen in Bosnien und der Herzegowina sich nicht von Männern, aber doch von Frauen untersuchen und behandeln lassen würden.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung