Jacques Offenbach ist auch heute noch realisierbar - das beweist Regisseur Thomas Enzinger im Stadttheater St. Pölten mit „Orpheus in der Unterwelt". Satirisch-kabarettistisch hat er bearbeitet, mit sparsamsten Mitteln Wirkung erzeugt, nur die Einlage aus „Hoffmanns Erzählungen" grenzt an musikalische Blasphemie. Im köstlichen Götterspektakel ragen denn auch der alles (nicht-)beherrschende Jupiter (Wolf Aurich), der liebeshungrige Amor (Wolfgang Gratschmaier) und die glockenrein singende Diana (Vera Hersak) heraus, in der Unterwelt ergötzt man sich am skurrilen Styx (Peter Faerber), bei den Irdischen an Thomas Sigwald (Orpheus) und Claudia Dallinger (Eurydike). Spätestens beim
Cancan des Höllenbildes gerät das Publikum in schönsten, traditionellen Offenbachtaumel - nicht zuletzt dank dem Dirigenten.